Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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schlagen hatte, erschien dieser nicht beim Heere. Bald aber bot 
unter Aufhebung des ersten Vertrags, allerdings auch der 400000 
Taler Subsidien, der Kaiser durch den Grafen Harrach einen 
neuen Vertrag an, der am 17. April 1695 zur Unterzeichnung 
gelangte. Danach sollte der Kurfürst den Oberbefehl über die 
kaiserliche Armee in Ungarn übernehmen und dazu 8000 Mann 
stellen, deren Sold der Kaiser übernahm. Im Iuni 1695 begab 
sich der Kurfürst nach Wien, vom Kaiser zwar huldvoll, aber nicht 
zu seiner Befriedigung empfangen. Überdies wurde ihm der ver- 
haßte Caprara zur Seite gestellt. 
Der Feldzug des Jahres 1695 verlief wenig rühmlich. Jeden- 
falls aber war es des Kurfürsten Verdienst, daß er mit den 
von der Schlacht bei Lugos flüchtigen Truppen des Generals 
Veterani die siebenbürgischen Pässe gegen die Türken deckte. Me- 
daillen und Lobhymnen feierten ihn als Türkensieger nach seiner 
Rückkehr nach Dresden. Nach einem neuen Vertrage begab sich 
der Kurfürst mit frischen 4000 Mann, im April 1696, wieder 
zum Heere. Es dauerte aber Monate, ehe man an etwas Ernst- 
liches, an die Gewinnung von Temesvar ging. Aber von den 
zum Entsatz herbeieilenden Türken wurden die Kaiserlichen bei 
Olasch am 20. Aug. 1696 blutig geschlagen. Zweifellos jedoch 
hat der junge Kurfürst bei Gelegenheiten den Türken durch seine 
gewaltige Körperstärke Schrecken eingeflößt; sie sollen ihn demir 
delhe, „Eisenhand“ genannt haben. 
Die sächsischen Truppen beteiligten sich noch weiter am Kampfe, 
so mit Auszeichnung an dem glänzenden Siege bei Szenta (11. Sep- 
tember 1697). Ihr Kurfürst aber amüsierte sich, nachdem er 
den Oberbefehl in die Hände des Kaiser zurückgelegt hatte, in 
dem lustigen Wien, wo ihn vor anderen die Schönheit der Gräfin 
Esterle fesselte. Da traf es sich auch gar anmutig, daß ihm 
fast zu gleicher Zeit die Nachrichten von der am 7. Okt. 1696 
erfolgten Geburt eines Thronerben und von der eines anderen 
Sprößlings gebracht wurden, den ihm die Gräfin Aurora von 
Königsmark zu Goslar am 28. Oktober geschenkt hatte; letzterer 
war der später in französischen Diensten so berühmt gewordene 
Maréêchal de Saxe, Moritz.
	        
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