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Partei war sehr stark, aber doch auch nicht frei von unsicheren Ele-
menten; die Gegenpartei aber, wenn auch über die sonstigen Kan-
didaten uneins, sei doch nicht gewillt, dem Franzosen zu huldigen,
dagegen sehr gewillt, den klingenden Gründen eines neuen, noch
nicht ausgebeutelten Kandidaten eine unbegrenzte Überzeugungs-
treue entgegenzubringen. So hieß es also in erster Linie Geld
schaffen. Wir wissen, daß damals der Kurfürst seine Lauenburger
Ansprüche für 1100000 Gulden verkaufte; desgleichen veräußerte
er nun die Erbvogtei über Quedlinburg und die Reichsvogtei und
das Reichsschulzenamt zu Nordhausen, die Amter Lauterberg,
Sevenberg und Gersdorff für 340000 Taler und im nächsten
Jahre 1698 das Amt Petersberg bei Halle mit der Ruhe-
stätte seiner Ahnen für 400000 Taler an Brandenburg. Ferner
mahnte er die rückständigen Subsidien von Osterreich ein, und
außerdem klingt die Nachricht nicht unglaublich, er habe bei
den Wiener Jesuiten Juwelen im Werte von einer Million
Gulden in Pfand gegeben, um sich ihre Unterstützung zu sichern
und der Barmittel des Ordens sich bedienen zu können. Endlich
wurde auch der kaiserliche Hof in Kenntnis gesetzt, und hier hatte der
Kurfürst die Freude, auf wenig Widerstand zu stoßen. Bei der
Schwierigkeit, neue Mittel für den patriotischen Goldhunger der
polnischen Magnaten und Schlachzizen zu beschaffen, war dieser
sächsische Curtius, der sich ganz freiwillig in den Schlund der
sarmatischen Unersättlichkeit stürzen wollte, als Gegenkandidat
gegen den französischen Conti durchaus angenehm.
Aber freilich, eines war unerläßlich für die Erreichung des
großen Zieles: Friedrich August mußte sich zur katholischen
Kirche bekennen. Wir wissen, wie sich die sächsische Politik seit
den Tagen der kryptocalvinistischen Verfolgungen immer mehr
dem kaiserlichen Katholizismus näherte, wie ferner seit dem Re-
gierungsantritt Johann Georgs II. zahlreiche Italiener und Fran-
zosen ihren Aufenthalt in Dresden nahmen; dort entfalteten sie
unter dem Schutze des österreichischen Gesandten, hier und da
zwar durch ernst klingende, aber nicht ernst gemeinte kurfürstliche
Edikte gestört, einer neugierigen Menge den Prunk der Messe.
Als dies 1685 einen Tumult des Pöbels und anschließend eine