Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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von dem päpstlichen Internuntius beglaubigt und dem inzwischen 
nach Polen zurückgeschickten Flemming nachgesandt wurde. Es 
war höchste Zeit mit diesem Schritte, denn der Wahltag war 
schon für den 25. Juni ausgeschrieben. Es zog ferner Friedrich 
August ein Korps von 8000 Mann, den größeren Teil seiner 
Armee, in der Lausitz zusammen, um sie jeden Augenblick zum 
Einrücken in Polen bereit zu haben. 
Es ist nicht möglich, an dieser Stelle auf alle Einzelheiten 
jenes Wahlkampfes auf dem Felde von Wola bei Warschau 
einzugehen. Genug, daß beim ersten Wahlgange am 25. Juni 
zwei Dritteile der polnischen Nationalversammlung sich für den 
Prinzen Conti erklärten, daß aber der Kardinal-Primas Michael 
Radziejowski die endgültige Wahl auf den nächsten Tag verschob. 
Diese Zeit haben Flemming und sein Schwager Przebendowski 
ausgenutzt, um, allerdings mit ungeheuren Summen, einige der 
Edelsten der polnischen Nation für die sächsische Kandidatur zu 
begeistern. Nun mußte am 26. Juni der Kardinal-Primas den 
Namen des Kurfürsten unter den Bewerbern nennen, begleitete 
das aber mit der Bemerkung, er sei als Ketzer nicht wählbar. 
Sogleich erscholl der Ruf: Nieder mit dem Ketzer! Nieder mit 
dem Lutheraner! Aber schon hatten sich zwei Kompagnien der 
Castellanei Samogitien für den Sachsen erklärt, und schon durch- 
eilten Flemming und sein Schwager die Reihen, Zettel verteilend, 
auf denen die durch den päpstlichen Nuntius zu Warschau be- 
glaubigte Nachricht von dem Übertritte des sächsischen Kurfürsten 
zu lesen stand. Auch spendeten sie allen Edelleuten, die Friedrich 
August zu wählen versprachen, ein halbes Maß Branntwein und 
einen Taler. Ein besonderer Glücksumstand war es, daß noch 
am Abend des 26. Juni 40000 Taler einliefen, auch hatten 
der kaiserliche, der brandenburgische und sogar der venezianische 
Gesandte bedeutende Mittel flüssig gemacht, so daß mehrere An- 
hänger nicht nur Contis, sondern vor allem auch des mit zur 
Wahl stehenden Jakob Sobieski sich eine tiefinnerliche Über- 
zeugung von der Heilsamkeit einer Wahl des sächsischen Fürsten 
verschaffen konnten. Beichling, der Flemming nach Polen be- 
gleitet hatte, trat dann am 27. Juni mit der offenen Werbung
	        
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