Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Schwierigkeit, daß man dem Herkommen gemäß erst die Bestattung 
des toten Königs vornehmen mußte, dessen Leichnam sich aber 
in den Händen der Contischen Partei zu Warschau befand. So- 
mit mußte es ein leerer Sarg tun, den man auf den Katafalk setzte 
und am 13. Sept. mit allen einem toten Könige gebührenden 
Ehren in die Königsgruft senkte. Ferner hatten die acht sog. 
Kronwächter geschworen, die Schlüssel zu der Kapelle nicht aus- 
zuliefern, in der die Kronjuwelen aufbewahrt wurden. Aber sie 
hatten, wie man sie mit klingenden Gründen zu überzeugen wußte, 
nicht geschworen, keine Wand einschlagen und durch das Loch 
die Reichskleinodien nicht fortschaffen zu lassen. So konnte am 
15. Sept. die Krönung vor sich gehen, die der Bischof von Ku- 
javien übernahm. Das von Friedrich August selbst erfundene 
Krönungskleid verband altrömisches Kostüm mit deutscher Ritter- 
tracht und polnischer Nationalkleidung. Auf dem Haupte trug 
er die polnische Mütze mit der Reiherfeder, die Brust war mit 
einem stark vergoldeten Harnisch bedeckt, die Schultern mit einem 
blausamtnen, goldgestickten und mit Hermelin ausgeschlagenen 
Mantel, über den Beinkleidern trug er das römische Feldherrn- 
unterkleid, an den Füßen Sandalen; den Mantel schloß eine 
von größten Edelsteinen gebildete Spange, wie auch sonst das 
ganze Kostüm mit solchen reich besetzt war. Der gewaltigen Last 
dieser Gewandung war auch die Stärke des Mannes nicht gewachsen, 
dem man das Zerbrechen von Hufeisen und das Aufrollen von 
Zinntellern nachrühmte. Schon hatte er die stundenlangen Li- 
taneien und Gebete, Kniebeugungen und Salbungen glücklich über- 
standen, als er, während ihm das katholische Bekenntnis noch- 
mals zur Unterschrift und Beschwörung vorgehalten wurde, ohn- 
mächtig zusammenbrach. Man mußte ihm den Panzer lüften 
und einen Trunk Ungarwein reichen, um ihn wieder zu sich zu 
bringen. Dann wurde ihm als König August II. die Krone auf- 
gesetzt und nach beendeter Feier Tafel nach dem Zeremoniell der 
deutschen Kaiserkrönung zu Frankfurt gehalten. 
Der französischen Partei kam endlich ihr Oberhaupt perfön- 
lich aus Frankreich zur See in den letzten Tagen des September 
nach Danzig. Die Stadt verweigerte ihm den Eintritt; eine zu
	        
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