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Kloster Oliva geplante Zusammenkunft des Prinzen mit seiner
Partei wurde durch sächsische Truppen vereitelt. Hierdurch sah sich
Conti, der sich überhaupt noch nicht getraut hatte, dauernd den
Boden seines ihm schon so teuer gewordenen Königreiches zu be-
treten, gezwungen, die Anker zu lichten und wieder heim zu segeln.
Für König August aber traf es sich günstig, daß die bei Szenta an
der Theiß am 11. Sept. 1697 mit großer Tapferkeit gegen die
Türken im Kampfe gewesenen sächsischen Truppen mit kaiserlicher
Erlaubnis nach Polen abrücken durften, wohin August auch noch
aus Sachsen Streitkräfte nachgezogen hatte. So konnte er den
Marsch auf Warschau antreten, wo er am 15. Jan. 1698 seinen
Einzug hielt. Da nun auch Zar Peter von Rußland sich für
August erklärte und den Kardinal-Primas bedeuten ließ, daß er
bei weiterem Widerstande gegen August in Polen einrücken würde,
so fügten sich dieser, die Sapieha, die noch vor wenigen Mo-
naten dem unglücklichen Conti 460000 Livres abgepreßt hatten,
und die anderen Gegner. Des Kardinal-Primas Herzensdame,
die Kastellanin von Lowicz, wurde übrigens durch Diamanten
gewonnen und damit auch der würdige Primas; die Gemahlin
des Großkronschatzmeisters Fürsten Lubomirski erhielt einen schönen
Toilettentisch, in dessen Kästchen sich 20000 Dukaten verteilt fau-
den, auch der Witwe Jan Sobieskis und ihrem Sohne Jakob
wurden 380000 Reichstaler überwiesen.
Der Erfolg von Augusts keckem Vorgehen bedeutete zunächst
eine für die europäische Gesamtlage sehr schätzenswerte Zurück-
drängung des französischen Einflusses. Wer kann absehen, welche
Gefahren insbesondere für Deutschland erwachsen wären, wenn
sich Ludwig XIV. auch im Osten Europas festgesetzt hätte! So
war Ludwig XIV. nicht nur von einer schweren diplomatischen
Niederlage heimgesucht worden, sondern hatte ohne Nutzen sehr
bedeutende Geldsummen daran gesetzt, die zu entbehren Frank-
reich gerade damals sehr schwer fiel. Die Hilfsbereitschaft Branden-
burgs und Österreichs beweisen, daß man in Berlin und Wien
nach dieser Seite hin die sächsische Kandidatur zu würdigen
wußte. — Nächst diesen Einflüssen hatte August seine neue Krone
dem umsichtigen und energischen Vorgehen Flemmings zu danken.