Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Verbrennung seiner Schriften durch Henkershand. Darauf begab 
sich Patkul über Berlin, wo er mit dem leitenden Minister Eber- 
hard von Dankelmann näher bekannt wurde, nach einem diesem 
gehörigen Gute bei Lausanne in der Schweiz. Die Nachrichten 
von dem Thronwechsel in Schweden und von der Wahl Friedrich 
Augusts zum Polenkönig überzeugten ihn, daß jetzt der geeignete 
Zeitpunkt gekommen sei, Livland von Schweden loszureißen. Seine 
dem Kurfürsten-König durch Flemmings Vermittelung angebotenen 
Dienste wurden von diesem angenommen; Friedrich August machte 
trotz der Einsprache Schwedens Patkul im Jahre 1698 zu seinem 
Geheimen Rate. Bei der Unlust Polens, sich in einen Krieg 
verwickeln zu lassen, riet Patkul, vor allem auf die Gewinnung 
von Bundesgenossen bedacht zu sein. Kurfürst Friedrich III. von 
Brandenburg hatte sich zum Zwecke der Erlangung der Königs- 
krone schon dem Kaiser Leopold für den bevorstehenden Kampf 
um Spanien verpflichtet. Dagegen verständigte sich um die näm- 
liche Zeit Friedrich August mit Friedrich IV. von Dänemark, der 
schon längst die Verdrängung des mit Karl XIIeng verwandten 
Hauses Holstein-Gottorp aus seinem angestammten Besitze plante. 
Im Mai 1699 brachte Patkul das Bündnis gegen Schweden fertig. 
Dann begab er sich mit dem Generalmajor von Carlowitz zum 
Zaren nach Moskau und schloß hier das Kriegsbündnis 
am 21. Nov. 1699 (n. St.) ab. Der Anfang der Feindselig- 
keiten sollte im Frühjahr 1700 ohne vorherige Warnung der 
Schweden in den baltischen Provinzen beginnen. 
Als aber Patkul aus Rußland zurückkehrte, fand er den 
Feldzug schon von Flemming begonnen. Dieser war unter dem Vor- 
wande, einen Hafen an der Ostseeküste anzulegen, Ende 1699 mit 
10—12000 Mann sächsischer Truppen in Litauen einmarschiert und 
hatte am 21. Febr. u. St. 1700 durch den Generalmajor von Carlo- 
witz eine überrumpelung Rigas versucht. Diese mißlang zwar, doch 
gelang es am 24. Febr., die sogen. Koberschanze vor Riga mit Sturm 
zu nehmen. Während dieser Zeit aber verhandelte der Kurfürst 
zu Dresden mit dem schwedischen Generalleutnant Wellung über 
ein Friedens= und Freundschaftsbündnis! — Am 26. März ge- 
lang es Flemming, die Hafenstadt Rigas, Dünamünde, zu ge- 
Sturmhoefel, Geschlchte der sächsischen Lande. 26
	        
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