Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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winnen. Damit hatten aber die Erfolge ein Ende. Denn nun— 
mehr erklärte der zur Heeresfolge aufgerufene polnische Mdel, 
nicht eher aufsitzen zu wollen, als bis Riga erobert sei, d. h. 
bis die Hauptarbeit getan war. Der Kardinalprimas aber, im 
Einvernehmen mit dem Senate, wollte den Reichstag erst für 
Weihnachten 1700 einberufen, bis wohin der König der Republik, 
wie sich bekanntlich dieses sonderbare Staatswesen zu nennen 
beliebte, nicht zur Last fallen solle, d. h. er sollte die Kosten 
dieses Krieges aus seiner eigenen, richtiger aus der Tasche seiner 
Sachsen bezahlen, eines Krieges, der die Sachsen nichts anging, 
den die Polen nicht wünschten, und der geführt wurde, um den 
Polen eine Provinz zu gewinnen, die nicht polnisch werden wollte. 
Im Juni 1700 erschien die Kriegserklärung König Augusts, wo- 
rin als Grund die vielfachen Durchbrechungen des Friedens von 
Oliva vom Jahre 1660 seitens der Schweden angegeben wurde! 
König Karl XII. wandte sich zunächst gegen Dänemark. So 
hatte König August noch freie Hand, um mit den aus Sachsen 
unter Steinau nachgekommenen 8000 Mann, mit 3000 Litauern 
und 3—4000 polnischen Truppen den Krieg in Livland während 
des Sommers zu betreiben. Aber Geld, Munition und Proviant 
gingen aus, die Soldaten desertierten, dazu kam die Nachricht 
von dem am 28. Aug. 1700 den Dänen abgezwungenen Frieden 
von Travendal. Am 20. Sept. gab deswegen König August die 
Belagerung von Riga wieder auf; da aber bald die Nachricht 
einlief, daß der bislang von den Türken festgehaltene Zar auch 
auf schwedischem Gebiete vor Narwa erschienen sei, ging August 
wieder zur Offensive über und bemächtigte sich durch General 
Steinau der kleinen Festung Kokenhusen an der Düna und ließ 
dann die Winterquartiere beziehen. 
König Karl aber vernichtete am 30. Nov. 1700 bei Narwa 
das russische Heer, folgte jedoch dem geschlagenen Zaren nicht, 
sondern drängte nach der Eroberung von Dünamünde am 19. Juli 
1701 die sächsisch-polnischen Truppen aus Livland. Nach allen 
Seiten sah sich nun König August nach Hilfe um;z ja, er kam auf 
den abenteuerlichen Gedanken, den rauhen Schwedenkönig, bessen 
Tugendhaftigkeit bekannt war, durch sanftere Regungen bemeistern
	        
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