Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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dem Kardinal-Primas, daß er nicht eher ruhen werde, als bis er 
den Polen einen neuen König gegeben habe. Trotz der drohenden 
Gefahr hat aber damals der Kurfürst-König gemäß eines am 
16. Januar 1702 geschlossenen Bündnisvertrags gegen die Zahlung 
von 200000 Reichstalern dem Kaiser 8000 Mann sächsische Trup- 
pen überlassen, die unter dem Grafen Johann Matthias von der 
Schulenburg am spanischen Erbfolgekrieg teilnahmen; sie fochten 
unter dem kaiserlichen Feldherrn Grafen Styrum am 20. Sept. 
1703 zwar tapfer aber unglücklich bei Höchstädt gegen den fran- 
zösischen Marschall Villars. Nun mußten Verstärkungen aus 
Sachsen herbeigezogen werden, die man dort unter Aufwendung 
schweren Geldes und durch gewaltsame Werbungen zusammen- 
gebracht hatte. Außerdem stand der südpolnische Adel noch zu 
August. Somit war dessen Heer auf ungefähr 30000 Mann 
gekommen. Ihnen trat Karl am 19. Juli 1702 bei Klissow, etwa 
10 Meilen nordöstlich von Krakau, entgegen und besiegte sie, 
trotzdem er nur über 18000 Mann verfügte. Die gesamte Ar- 
tillerie, die Kriegskasse und das silberne Tafelgeschirr des Polen- 
königs fiel dem Sieger in die Hände, überdies noch 500 galante 
Damen, die zu den nötigen Requisiten des polnisch-sächsischen 
Hceres gehört hatten. Am 11. August 1702 hielt Karl seinen 
Einzug in Krakau. 
Karls planloses Umherziehen und eine schwere Verletzung, 
die er sich durch einen Sturz mit dem Pferde zugezogen hatte, 
gaben König August Gelegenheit, noch einmal auf kurze Zeit in 
Warschau zu erscheinen und ein Heer zu sammeln. Aber dieses 
wurde von Karl in der Schlacht von Pultusk am 1. Mai 1703 
zersprengt. Im Oktober nahm Thorn den König Karl in seinen 
Mauern auf, und infolgedessen erklärte sich der Palatin von Posen, 
Stanislaus Lesczynski, für ihn. In seiner Not bot August das 
damals noch polnische Elbing dem nunmehrigen König von 
Preußen an, damit er ihm zu Hilfe käme. Aber dieser konnte 
und wollte auch nicht. Der Zar aber bemerkte mit Mißvergnügen, 
wie August die ihm reichlich gespendeten Hilfsgelder an seine 
Maitressen verschwendete. Damals beherrschte sein Herz die 
verehelichte Fürstin Lubomirska, eine Nichte des Kardinalprimas,
	        
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