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war die Frau des Kabinettsministers A. M. von Hoym. Sie
entstammte der holsteinischen Familie von Brockdorff und war
am 17. Okt. 1686 zu Depenau in Holstein geboren, stand also
jetzt gerade in der vollsten Blüte ihrer Schönheit. Durch sie
wird August an Sachsen gefesselt, mit ihr geht er am 29. Mai
1705 nach Karlsbad, dann nach Teplitz, mit ihr kehrt er Ende
September nach Sachsen zurück. Im Vollgefühle seines Glücks
knüpft er durch den erwähnten Obersten Arved Horn Friedens-
verhandlungen mit König Karl an. Es ist vergeblich, daß Patkul
an die dem Zaren geschuldeten Pflichten erinnert; er muß so-
gar am 26. Sept. 1705 auf Befehl Augusts der Geheimen Rätin
von Hoym von den zarischen Subsidiengeldern 30000 Taler
anweisen. Er schreibt darüber einen wutentbrannten Brief
nach Moskau und reicht dem Könige eine in schärfstem Tone
gehaltene Denkschrift voll der bittersten Wahrheiten ein, so
daß der dänische Gesandte Jessen wieder sein Möglichstes zu
tun hat, um den König vom völligen Bruche mit Patkul ab-
zuhalten. — Aber auch die Ereignisse mahnten. Am 31. Juli
1705 wurde ein Korps von 5000 Sachsen und 3000 Polen, das
ebenfalls ein Livländer mit Namen Paykul führte, bei Wola
aufgerieben. Endlich machte sich August im Anfang Oktober,
nachdem er den Scheidungsprozeß der Frau von Hohm hatte
anhängig machen lassen, auf den Weg nach Polen, wo soeben
Stanislaus Lesczynski zum Könige gekrönt worden war.
Freilich erhielt August in Polen einen gewissen Halt durch
den Protest, den der Papst gegen die von einem Ketzerkönig be-
wirkte Krönung einlegte. Ferner erneuerte August seine Be-
ziehungen zum Zaren in persönlicher Zusammenkunft zu Grodno;
der Zar ließ ihm bei seiner durch innere Unruhen veranlaßten
Abreise das Kommando über 40000 Mann russischer Truppen.
Zur Belohnung für die ihm treu gebliebenen Polen stiftete da-
mals August den Orden vom Weißen Adler, der trotz seines
deutschen Ursprungs bis ins 19. Jahrhundert in Ansehen ge-
blieben ist.
Mittlerweile brach in Sachsen über Patkul die Katastrophe
herein. Wir kennen seine gespannten Beziehungen zu Schulen-