Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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wenn den Mitteilungen seiner Tochter Wilhelmine, det späteren 
Markgräfin von Bayreuth zu trauen ist, machte er sich anheischig, 
die Erblichmachung der polnischen Krone mit seinen Truppen zu 
unterstützen und sogar, gegen Verpfändung der Lausitz, zu diesem 
Zwecke 4 Millionen Taler herzuleihen; es sollte auch, was un- 
wahrscheinlich genug klingt, König August, der seit September 
1727 Witwer war, die Prinzessin Wilhelmine heiraten. Aber 
die Mitunterzeichnung des eben skizzierten Vertrags habe der Kur- 
prinz verweigert, und daran sei die ganze Sache gescheitert; aus 
diesem Grunde habe der preußische Kronprinz seinen später 
so oft betätigten Haß auf den Kurprinzen geworfen. König August 
und der Kurprinz erwiderten alsbald den Besuch in Berlin, wo 
ihnen eine Parade auf dem Tempelhofer Felde einen tiefen Ein- 
druck hinterließ. Ubrigens erschienen die preußischen Gäste noch 
einmal im Juni 1730 zu längerem Besuch in Sachsen, um das 
von den Zeitgenossen in überschwenglichen Tönen gepriesene große 
„Kampement von Zeithain“ bei Mühlberg an der Elbe zu beaugen- 
scheinigen. Ungefähr 30000 Mann wurden hier in Paraden und 
kriegerischen Ubungen vorgeführt. Hierzu traten Manövers einer 
Elbflotille, Feuerwerke, Illuminationen u. dergl. m., so daß sich 
die Kosten dieses 30 Tage währenden Schaugepränges auf 1 Mill. 
Taler beliefen. 
Es würde zwecklos sein, das weitere Intrigenspiel Augusts 
und seine verschiedenen Stellungswechsel kennen zu lernen, 
von denen der im März 1731 zugunsten Österreichs vollzogene 
dem tüchtigen Hoym seine Stellung kostete. Um den säch- 
sischen Plänen entgegenzuarbeiten, ließen Preußen und Osterreich 
am 13. Dez. 1732 den zu Berlin von dem russischen Stallmeister 
Grafen Löwenwolde vorgelegten Vertrag, den danach genannten 
sogenannten Löwenwoldeschen Traktat unterzeichnen; er erklärte 
weder den Sachsen noch Stanislaus Lesczynski, sondern den In- 
fanten Dom Emanuel von Portugal für den polnischen Thron- 
kandidaten. Weiterer diplomatischer Schachzüge wurden vorder- 
hand alle Parteien durch den am 1. Febr. 1733 zu Warschau 
erfolgten Tod König Augusts enthoben. Ein Schaden am Schenkel, 
den sich August 1697 beim Ringelreiten zugezogen hatte und der
	        
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