— 442 —
an einer wegen Brandes im Jahre 1727 abgelösten Zehe eine
Genossin fand, verschlimmerte sich bei dem ruhelosen Hin= und
Herfahren des Königs zwischen Warschau und Dresden, nament-
lich da August auch auf die Freuden der Jagd, der Tafel und
der Liebe nicht verzichten wollte und führte ein rasches Ende
herbei.
Hofleben unter Friedrich August I.
Kunst und Wissenschaft.
Neben den politischen Ereignissen verdienen ganz besonders
die Einwirkungen von Augusts Regierungszeit auf das innere
Leben des sächsischen Volkes Beachtung. Da ist zunächst die katho-
lische Propaganda zu erwähnen, der der König, wie schon geschildert
wurde, nach Kräften Vorschub leistete. Sie brachte strebsame
Dunkelmänner auf den vielfach von Erfolg gekrönten Gedanken,
durch Glaubenswechsel sich in angenehme Erinnerung zu bringen.
Fernerhin: da Abenteurer und Dirnen, wenn sie sich geschict
bemerklich zu machen wußten, zu Reichtum und Ehren empor-
stiegen, während die stille und ehrliche Arbeit nur zur Aufbringung
der stets wachsenden Kosten einer maßlos verschwenderischen Hof-
haltung da zu sein schien, so machten sich viele ein intrigantes
Glücksrittertum zum Lebenszweck. Überhaupt fand die Intrige
nirgends einen so wohl vorbereiteten Nährboden als an dem
Hofe des launenhaftesten und unberechenbarsten Fürsten jener Zeit.
„Sein größtes Vergnügen war es,“ wie ein Zeitgenosse berichtet,
„die Minister gegenseitig aufzuhetzen, und er machte aus dieser
Uneinigkeit einen politischen Zweck, indem er glaubte, daß er,
wenn einer den andern verriete, von allem unterrichtet würde
und so am besten allein regierte.“ Daher konnte man dieselben
Männer heute im höchsten Ansehen stehen und morgen auf dem
Königstein oder Sonnenstein interniert sehen. Zu den uns be-
kannt gewordenen Pfingsten, Imhoff, von Hoym können noch
gefügt werden von Wolframsdorff, von Bose, von Einsiedel
u. a. m. Daß die am Hofe übliche Verschwendung und vor