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1736 endgültig auf Polen, und es fand zu Warschau ein Pazifi—
kationsreichstag statt, der dem König August III. genau dieselben
Bedingungen auferlegte wie seinem Vorgänger. Es war dies
der einzige Reichstag, den August III. abgehalten hat. Seine
Stellung sank zu einer völligen Scheingröße mit dem wachsenden
Einflusse Rußlands auf Polen. Das bewies sich am besten schon
1737, als mit dem Tode des Herzogs Ferdinand das Herzogtum
Kurland erledigt wurde und die Zarin Anna Iwanowna ohne
sich um Polens Lehnsoberhoheit zu kümmern, die kurländischen
Stände zur Wahl ihres Günstlings Ernst Johann von Biron
zwang. Der Thronwechsel des Jahres 1740 führte Birons
Sturz und seine Verbannung nach Sibirien herbei, und in
Kurland installierte sich ein Adelsregiment. Während des
Siebenjährigen Krieges hielt es die Zarin Elisabeth, um August
an der Koalition gegen Friedrich den Großen festzuhalten, für
opportun, Ende 1758 Augusts dritten Sohn Karl den Kurländern zu
empfehlen. Man hat ihm auch, nachdem der katholische Prinz
bindende Versicherungen für die Erhaltung der augsburgischen
Konfession gemacht hatte, am 7. Nov. 1759 gehuldigt. Nach dem
am 5. Jan. 1762 erfolgten Tode der Elisabeth aber berief Peter III.
Biron aus Sibirien zurück und erkannte ihn als Herzog bon
Kurland an, worin ihm nach seiner Entthronung auch Katharina I.
folgte. König August hatte weder den Mut noch die Macht, seinen
Sohn zu halten; er berief ihn kraft seiner Stellung als oberster
Lehnsherr Kurlands 1763 ab und Karl gehorchte widerstrebend.
Er starb am 16. Juni 1796 im Alter von 63 Jahren.
Brühls Verdienste um die Gewinnung der polnischen Krone
wurden am 27. Nov. 1737 durch seine Erhebung in den Neichs-
grafenstand belohnt. Schon aber arbeitete er mit Hilfe der Königin
und des königlichen Beichtvaters, des Jesuiten Guarini, am Sturze
Sulkowskis. Sulkowski, der damals gerade ein sächsisches Hilfs-
heer nach Ungarn geführt hatte, kehrte auf die Nachricht von
solchen Ränken sofort zurück und forderte ungestüm die Entlassung
Brühls; sie ward ihm selbst am 5. Febr. 1738 „wegen 0rg
den König bewiesenen respektwidrigen Benehmens. Doch zurd
ihm die Würde eines sächsischen Konferenzministers und Genera