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älteste Tochter Maria Theresia. Friedrich II., seit dem Mai
desselben Jahres König von Preußen, bot der 23 jährigen
Herrscherin gegen Bayerns nunmehr geltend gemachten An-
sprüche seine Bundesgenossenschaft, zu der ein Heer von 85000
Mann und ein Schatz von 7 Millionen Talern bereit waren, gegen
die Abtretung von Schlesien an und erhielt eine energische Zurück-
weisung. Graf Brühl bot ebenfalls die Hilfe Sachsens an gegen
die Abtretung einiger nordböhmischer Distrikte oder die Zahlung
von nur 40 Millionen Talern. Auch dies lehnte die junge Fürstin
mit dem Hinweis ab, daß sich Sachsen sowieso zur Aufrecht-
erhaltung der pragmatischen Sanktion verpflichtet und als Gegen-
leistung zum Voraus die österreichische Unterstützung seiner pol-
nischen Kandidatur empfangen habe. So suchte Brühl mit Preußen
Fühlung, und das zur selben Zeit, als sein Herr als derzeitiger
Reichsvikar ein Dehortatorium, ein abmahnendes Schreiben wider
des brandenburgischen Kurfürsten den Reichsfrieden störenden Ein-
fall in Schlesien erließ, das wahrscheinlich Brühl ebenfalls ver-
faßt hat.
Aber der Annäherung an den preußischen Ketzerkönig stellten
sich mit Energie die Königin und der Beichtvater Guarini ent-
gegen. So akzeptierte Brühl den von König Georg II. von Eng-
land, dem preußenhassenden Welfen, herstammenden Gedanken
einer großen nordischen Koalition, der England, Hannober,
Holland, Dänemark, Österreich, sogar Rußland angehören sollten.
Der Lohn sollte das an die einzelnen Teilnehmer zerstückelte
Preußen sein. Die betreffende Vereinbarung wurde von den Ge-
sandten der genannten Staaten am 10. April 1741 im Hause
des Beichtvaters Guarini zu Dresden insgeheim unterzeichnet,
genau am selben Tage, an dem Friedrich bei Mollwitz in Schle-
sien den ersten Sieg über die Österreicher errang. Am folgenden
Tage verhandelte Brühl noch gesondert mit den österreichischen
Gesandten Wratislaw und Khevenhüller über die Wahl Franz
Stephans von Lothringen, des Gemahles der Maria Theresia, zum
Kaiser. Die Bedingungen aber waren solche — u. a. 12 Millionen
Taler, Wahl des sächsischen Kurprinzen zum römischen Köni
daß Maria Theresia trotz der Niederlage von Mollwitz weit davon