Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 458 — 
älteste Tochter Maria Theresia. Friedrich II., seit dem Mai 
desselben Jahres König von Preußen, bot der 23 jährigen 
Herrscherin gegen Bayerns nunmehr geltend gemachten An- 
sprüche seine Bundesgenossenschaft, zu der ein Heer von 85000 
Mann und ein Schatz von 7 Millionen Talern bereit waren, gegen 
die Abtretung von Schlesien an und erhielt eine energische Zurück- 
weisung. Graf Brühl bot ebenfalls die Hilfe Sachsens an gegen 
die Abtretung einiger nordböhmischer Distrikte oder die Zahlung 
von nur 40 Millionen Talern. Auch dies lehnte die junge Fürstin 
mit dem Hinweis ab, daß sich Sachsen sowieso zur Aufrecht- 
erhaltung der pragmatischen Sanktion verpflichtet und als Gegen- 
leistung zum Voraus die österreichische Unterstützung seiner pol- 
nischen Kandidatur empfangen habe. So suchte Brühl mit Preußen 
Fühlung, und das zur selben Zeit, als sein Herr als derzeitiger 
Reichsvikar ein Dehortatorium, ein abmahnendes Schreiben wider 
des brandenburgischen Kurfürsten den Reichsfrieden störenden Ein- 
fall in Schlesien erließ, das wahrscheinlich Brühl ebenfalls ver- 
faßt hat. 
Aber der Annäherung an den preußischen Ketzerkönig stellten 
sich mit Energie die Königin und der Beichtvater Guarini ent- 
gegen. So akzeptierte Brühl den von König Georg II. von Eng- 
land, dem preußenhassenden Welfen, herstammenden Gedanken 
einer großen nordischen Koalition, der England, Hannober, 
Holland, Dänemark, Österreich, sogar Rußland angehören sollten. 
Der Lohn sollte das an die einzelnen Teilnehmer zerstückelte 
Preußen sein. Die betreffende Vereinbarung wurde von den Ge- 
sandten der genannten Staaten am 10. April 1741 im Hause 
des Beichtvaters Guarini zu Dresden insgeheim unterzeichnet, 
genau am selben Tage, an dem Friedrich bei Mollwitz in Schle- 
sien den ersten Sieg über die Österreicher errang. Am folgenden 
Tage verhandelte Brühl noch gesondert mit den österreichischen 
Gesandten Wratislaw und Khevenhüller über die Wahl Franz 
Stephans von Lothringen, des Gemahles der Maria Theresia, zum 
Kaiser. Die Bedingungen aber waren solche — u. a. 12 Millionen 
Taler, Wahl des sächsischen Kurprinzen zum römischen Köni 
daß Maria Theresia trotz der Niederlage von Mollwitz weit davon
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.