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näherung an Frankreich. Schließlich aber schenkte sie den an-
gelegentlichen Vorstellungen Sachsens, die von Versailles aus durch
den Grafen Johann Adolf Loß unterstützt wurden, Gehör und
schloß am 18. Okt. 1748 den Frieden von Aachen mit Frankreich,
der nun auch nach dieser Seite dem österreichischen Erfolgekriege
ein Ende machte. Für Sachsen, d. h. eigentlich für Brühl, hatte
dieser glückliche Abschluß den Erfolg, daß jener sonderbare Neu-
tralitätsvertrag, der nun überdies gar keinen Sinn mehr hatte,
zu Tongern am 6. Sept. 1747 auf zwei Jahre, von April 1748
bis dahin 1750, erneut wurde.
Am 2. Juni 1746 unterzeichneten die beiden österreichischen
Vertreter in St. Petersburg mit dem russischen Kanzler Bestushew-
Rjumin eine Defensivallianz zwischen der österreichischen und der
russischen Kaiserin; deren vierter Geheimartikel enthielt die Ver-
pflichtung zu gegenseitiger Hilfeleistung, falls der König von
Preußen „gegen alle Hoffnung“ einen der beiden kontrahieren=
den Teile angreifen sollte, weswegen beide Mächte je 30000
Mann in ihren nach Preußen zu gelegenen Ländern dauernd zu
unterhalten, im Angriffsfalle aber weitere je 30000 auf die Beine
zu bringen versprachen. Da man Sachsen damals wegen seiner
französischen Beziehungen nicht traute, so teilte man erst im März
1747 diese Geheimartikel in Dresden mit.
Bei der Wichtigkeit der Sache wurden die sächsischen Geheimen
Räte zu einem Gutachten aufgefordert. Sie erkannten mit rich-
tigem Scharfblick, daß der Vertrag die Durchbrechung des Dres-
dener Friedens bedeute. Man hatte begründete Furcht vor Fried-
richs rücksichtslosen Gegenmaßregeln. „Ja, es ist gedachter Kö-
nigs Majestät wohl zuzutrauen, daß, wenn Sie etwann gar, wie
nicht unwahrscheinlich ist, von denen bei dem neuen Petersburger
Traktat befindlichen sekreten separaten Articuln durch Ihre in
Rußland habende geheime Kanäle bereits Wissenschaft erlanget
oder auch noch erlangen, Sie Ew. Königlichen Majestät Ac-
cession als eine Verletzung des Dresdener Friedens aus-
deuten würden.“ Aber deswegen widerrieten diese Leute die
Unterzeichnung des Vertrags doch nicht, damit nicht eine ab-
schlägige Antwort die beiden kaiserlichen Höfe irritiere, emp-