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Der sog. Westminstervertrag vom 16. Jan. 1756, durch den
England und Preußen sich zu gemeinsamer Aktion verpflichteten,
im Falle irgend eine fremde Macht Truppen in Deutschland ein-
rücken lasse, erregte in Dresden, Wien und Versailles großes
Aufsehen. Gewissermaßen als Antwort darauf folgte am 1. Mai
das zu Versailles abgeschlossene Bündnis zwischen Frankreich und
Osterreich. Sachsens Stellung in dieser Zeit kann man eine
schwebende nennen. Daß es dem Junibündnis von 1746 nicht
formell beigetreten war, hatte zwar seinen guten Grund in der
von Osterreich wie Rußland anerkannten exponierten Lage des
Landes, aber auch in dem nie ganz beseitigten Mißtrauen gegen
die Treulosigkeit Brühls. Diesem machte das zwar an sich keine
Schmerzen, aber er empfand doch das Drückende der Isoliert-
heit und dazu herrschte in den Finanzen die größte Trostlosigkeit.
Dieser letztere Umstand hat auch die Verwirklichung der vom
Grafen Rutowski, der zwei Jahre in sardinisch-piemontesischen
und 1728/29 auch in preußischen Diensten zugebracht hatte, ferner
vom Chevalier de Saxe und dem einsichtsvollen Generalmajor
von Dyherrn eingereichten Reformvorschläge für das sächsische
Heer gehindert. Dieses zählte nach Beendigung des Zweiten
Schlesischen Krieges nahe an 43000 Mann, hatte sich jedoch in-
folge der Brühlschen Wirtschaft bis auf 19000 Mann vermindert,
verfügte dafür aber über 268 Generäle und Stabsoffiziere. Es
fehlte ferner an Uniformen, an Munition, an Pferden — nichts
war für den Ernstfall vorgesehen.
Die durch die drohender gewordene Lage begründeten Rüstungen
Preußens veranlaßten Rutowski und den Chevalier de Saxe, am
19. Aug. 1756 dem Kurfürsten ein Promemoria einzureichen, das
die Verteidigung des Landes bei einem etwaigen Einfall des
Preußenkönigs in Zusammenwirkung mit dem österreichischen Ge-
neral Browne zum Gegenstand hatte. Doch erfolgte nichts Dem-
entsprechendes. Nur hatte man schon im Juni auf die Nachricht
von Friedrichs Rüstungen die Armee zu Struppen bei Pirna
ein befestigtes Lager beziehen lassen, dessen Lage von dem preuhi-
schen General v. Winterfeldt im Juli unter dem Vorwande einer
Badereise nach Karlsbad genau ausgekundschaftet worden woar.