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Sonst aber war am Dresdener Hofe ganz ahnungslos; der Kur-
fürst hat in dieser Zeit, obgleich Rutowski täglich bei ihm erschien,
um die Parole zu empfangen, sich nie über Politik und das Heer
mit ihm unterhalten.
Am 28. August 1756 hatte der König-Kurfürst mit dem
Grafen Brühl eine Hofjagd abgehalten und am Abend war große
Gesellschaft bei dem Herrn Premierminister. Auf ihr erschien
auch der preußische Gesandte v. Maltzahn und machte die ersten münd-
lichen Andeutungen über die schriftliche Eröffnung, die er am
nächsten Tage zu überreichen hatte, daß nämlich sein König sich
genötigt sehe, mit seiner Armee den Durchmarsch durch Sachsen
zu nehmen. Die gleiche Mitteilung wurde am selben Tage aus
dem Munde des Ministers von Podewils dem sächsischen Ge-
sandten in Berlin, einem Herrn von Bülow, zuteil. Am 29. Aug.
überschritten auch schon 70000 Preußen die sächsischen Grenzen
unter Bekanntmachung eines Manifestes, das die unumgängliche
Notwendigkeit dieses Schrittes für die Erhaltung der preußischen
Monarchic hervorhob und versicherte, der König wünsche nichts
sehnlicher herbei, als die schleunige Wiederherstellung des Frie-
dens usw. Von Pretzsch an der Elbe schrieb König Friedrich
am 1. Sept. an Friedrich August u. a.: „Ich werde für Ew.
Majestät und Ihre Familie alle Aufmerksamkeit und Rücksicht-
nahme zeigen, die ich einem großen Fürsten gegenüber, den ich
achte, zeigen muß, und ich finde es nur beklagenswert, daß er
sich zu sehr den Ratschlägen eines Mannes überläßt, dessen böse
Absichten mir nur zu wohl bekannt sind, und dessen schwarze
Anschläge ich schwarz auf weiß beweisen kann.“
Der Einmarsch der Preußen geschah in drei Kolonnen, deren
eine unter Führung des Herzogs Ferdinand von Braunschweig
Leipzig besetzte, die zweite unter des Königs Führung über Torgau,
Strehla nach Wilsdruff vorrückte und die dritte unter dem Herzog
von Braunschweig-Bevern über Hoyerswerda auf Stolpen und
Schandau marschierte. Friedrich August aber, begleitet von Brühl
und den Prinzen Kaver und Karl, begab sich zunächst nach
dem Lager von Struppen; die Regierungsgeschäfte übertrug er
dem Grafen Wackerbarth. Die Ratlosigkeit des Königs und seines