Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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auf, von wo er dann nach Leipzig als Direktor der 1764 be- 
gründeten Kunstakademie berufen wurde. — Eine merkwürdige 
Erscheinung bildete der in Dresden namentlich als Landschafter 
reichlich vertretene Chr. Ernst Wilh. Dietrich aus Weimar 
(1712—1774), insofern er das eigenartige Talent besaß, ältere 
Meister, namentlich Rembrandt, Ostade u. dgl. nachzuahmen. Er 
war auch ein fleißiger Radierer und Holzschneider. — Von Werken 
der Skulptur tritt dem Besucher Dresdens besonders auffällig das 
von dem Augsburger Stückgießer Wiedemann in Kupfer ge- 
triebene und dann vergoldete Reiterstandbild August des Starken 
auf dem Neustädter Markte entgegen, das in des letztgenannten 
Auftrage schon im November 1733 bis auf die Vergoldung fertig 
war, aber erst im Frühjahr 1736 aufgestellt wurde. Auch 
die im Großen Garten befindlichen Skulpturen Balestras und 
Corradinis tragen den manierierten Charakter der Zeit. In seiner 
Art nicht ohne Bedeutung war Moritz Kändler, der Direktor 
der Meißner Porzellanwarenfabrik. 
War Dresden der Mittelpunkt des künstlerischen Lebens, so 
entwickelte sich zu Leipzig das literarische. Der Rahmen dieses 
Buches reicht nicht aus, um der Entwickelung der Gelehrsamkeit 
in ihren einzelnen Zweigen nachzugehen, doch muß hervorgehoben 
werden, daß ein auch für weitere Kreise maßgebliches frischeres 
Leben in der philosophischen Fakultät pulsierte. Zwar gelang 
es dem vorerwähnten Grafen Manteuffel nicht, den freidenkenden 
Philosophen Christian Wolf nach Leipzig zu bringen, weil sich 
die streng orthodoxe theologische Fakultät dagegen auflehnte. Aber 
auch hier half, wie vor drei Jahrhunderten, eine Renaissance im 
engeren Sinne die Geister wieder befreien, indem die Philologie 
seit Joh. Matth. Gesner, von 1730—1734 Rektor der Thomas- 
schule, wenigstens an der Leipziger Universität aufhörte, die Magd 
der Theologie zu sein. Nach ihm war Joh. Aug. Ernesti aus 
Tennstädt in Thüringen (geb. 1707, gest. 1781) Rektor an der 
genannten Schule, seit 1756 auch ordentlicher Professor der Bered- 
samkeit an der Universität und seit 1759 Professor der Theologie. 
Während er einerseits den Gymnasialunterricht in Bahnen wies, 
die bis in neuere Zeit eingehalten worden sind, zeigte er ander-
	        
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