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Otto Mencken, Professor der Moral und praktischen Philosophie
an der Leipziger Universität, die Acta Eruditorum begründet,
die freilich in lateinischer Sprache geschrieben waren, sich aber
doch bis 1782 hielten; Mitarbeiter waren Leibniz, der Polyhistor
Fr. Bened. Carpzov, der Botaniker Michael Ettmüller, der schon
mehrfach genannte Historiker Heinrich Graf von Bünau u. a.
Es erschienen aber auch von 1712—1739 „Deutsche Acta Eru-
ditorum“ und seit 1715 „Leipziger Gelehrte Zeitungen"“. In
diesem Zusammenhange sind die Veröffentlichungen des Christian
Thomasius zu nennen, die nur 1688 und 1689 als „Lustige
und Ernsthaffte Monatsgespräche“ erschienen; sie sind deutsch ge-
schrieben und rückten der gelehrten Pedanterie und der theologischen
Intoleranz zuleibe. Sie erhielten dann eine Fortsetzung durch
Wilhelm Ernst Tentzels „Monatliche Unterredungen einiger guten
Freunde“ und erschienen von 1689—1698 und von 1704—1707.
— Endlich muß noch die von Gottsched 1725 begründete moralische
Wochenschrift rühmlich erwähnt werden „Die vernünftigen Tad-
lerinnen“, die sich einzig und allein an die Frauenwelt wandte
und Erziehungsfragen wie auch die weibliche Bildung behan-
delte. — — —
Das 18. Jahrhundert trägt den Namen des aufgeklärten,
weil die Engländer Locke und Toland, die Franzosen Montes-
quien und Voltaire an die Stelle kirchlicher Gläubigkeit eine philo-
sophisch aufgeklärte Weltauffassung zu setzen bemüht waren. Ins-
besondere nimmt Voltaire den Kampf gegen katholische Intoleranz
auf. Gewissermaßen umgekehrt galt in den letzten Jahren Augusts
des Starken das in einem protestantischen Staate unglaubliche
Edikt, daß gemischte Ehen als katholische anzusehen seien, mit
der Ergänzung vom Jahre 1735, daß bei der Taufe der aus
solcher Ehe entsprossenen Kinder der protestantische Geistliche dem
katholischen keine Schwierigkeiten machen dürfe. Daneben erscheint
aber auch die Begründung einer paritätischen Erziehungsanstalt für
Soldatenknaben zu Annaburg, wozu die Mittel eine letztwillige
Stiftung Augusts des Starken, die Anregung der jesuitische Beicht-
vater des neuen Königs Liegeritz gegeben hatte, freilich wohl nicht
ohne Hoffnung auf Seelenfischerei. Dagegen begründete bald
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