Kurfürst Friedrich Christian. Die Administration
des Prinzen Xaver 1763 —1768.
Mit dem ernstesten und ehrlichsten Willen trat Friedrich
Christian, der am 5. Sept. sein 41. Lebensjahr vollendet
hatte, die Kurwürde an. Das Land brachte dem neuen Fürsten
vollstes Vertrauen, das Ausland Achtung und Wohlwollen ent-
gegen; König Friedrich hatte ihn in den schlimmen Kriegsjahren
schätzen gelernt. Die ganz überflüssige Stellung eines Premier=
ministers wurde abgeschafft. Es entstanden nunmehr drei De-
partements, das für innere Angelegenheiten (Domestique-Departe-
ment), das für äußere (Etranger-Departement) und das für den
Krieg. Die beiden letzteren wurden in der Hand des Grafen
Karl Georg Friedrich von Flemming vereinigt; das erste er-
hielt zugleich mit den Militärverwaltungssachen Joh. Georg Fried-
rich von Einsiedel. Hierzu trat das in alter Weise wieder
hergestellte Geheime Konsilium. In einem vom 28. Okt. 1763
datierten Reskript gab der Kurfürst deutlich zu erkennen, daß nicht
Vetternwirtschaft und Konnexionen, sondern nur das Verdienst,
gleichviel in welchem Stande es sich bemerklich mache, zu Stellung
und Ehren bringen solle.
Die Finanzen erforderten vor allem Sparsamkeit. Bei der
Theaterliebe des kurfürstlichen Paares bedeutete es ein persön-
liches Opfer, wenn Ballett und Oper, die jährlich 100000
Taler gekostet hatten, abgeschafft wurden. Die Jahrgelder an
verdienstlose Schmarotzer wurden gestrichen oder erheblich ver-
mindert. Das völlig verwahrloste Steuerwesen wurde dahin ge-
ordnet, daß mit dem 1. Jan. 1764 die Zahlung der Schulden
beginnen sollte mit Hilfe einer aus den sichersten Einkünften
des Landes zu bildenden Kasse, aus der zunächst 11 Tonnen
Goldes — 1100000 Taler flüssig gemacht werden sollten.
Dieser Tilgungsfond fand unter dem Namen „Steuerkreditkafse“
seit dem 10. Okt. 1763 seine Geschäftsstelle zu Leipzig. Hier
sollten die alten Steuerscheine in ständische Obligationen um-
getauscht, nach Maßgabe der vorhandenen Barmittel zur Oseer=