Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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erst wenn die friedlichen Mittel versagten, so wollten beide Staaten 
vereint militärisch vorgehen. Das sächsische Heer zählte damals 
16000 Mann Infanterie, 4200 Mann Kavallerie und 1200 Mann 
Artillerie mit 122 Kanonen, war überdies dank der Verwaltung 
Friedrich Augusts in gutem Zustande. 
Infolgedessen antwortete Kaunitz auf die erneuten Ansprüche 
des sächsischen Kurfürsten unter dem 14. Febr. 1778 etwas ent- 
gegenkommender, aber durchaus unter Festhaltung der Gegen- 
ansprüche der Kaiserin. Dann sandte er den Freiherrn von 
Miltitz nach Dresden, um Sachsen zur Neutralität zu vermögen. 
Jedoch kam es zu keiner Verständigung mit Osterreich, aber am 
2. April zu einer Militärkonvention mit Preußen, die in allem 
Geheimnis durch den preußischen Obersten Zegelin vorbereitet 
worden war. 
Noch ein Vierteljahr dauerte es, bis die Waffen den viel- 
verschlungenen Knoten zerhauen sollten. Vorerst machte sich 
Osterreich an Preußen mit Vorschlägen, die es für seine bahrischen 
Pläne durch ein vorteilhaftes Angebot gewinnen sollten, gleich- 
zeitig aber auch Sachsen stark interessierten. Nach einem im 
Jahre 1752 geschlossenen Vertrage sollten für den Fall des Aus- 
sterbens der sog. Kulmbach-Linie des Hauses Hohenzollern die 
ihr gehörigen fränkischen Herrschaften Ansbach-Bayreuth an Preu- 
ßhen fallen. Kaunitz hatte beim Abschluß des Hubertusburger Friedens 
1763 vergeblich versucht, diesen Vertrag aus der Welt zu schaffen. 
Zehn Jahre später hatte König Friedrich dem österreichischen Ge- 
sandten von Swieten gegenüber geäußert, man könne die Besorg= 
nisse des Wiener Hofes einfach dadurch beseitigen, daß der Kur- 
fürst von Sachsen diese Gebiete eintausche gegen Teile der Lausitz 
von gleichem Werte, die dann an Preußen fallen sollten. 
Auf Grund dieser Gedanken wurde am 20. Mai zu Berlin mit 
dem österreichischen Bevollmächtigten Grafen Cobenzl ein Ver- 
ständigungsplan aufgesetzt, nach welchem Österreich die von ihm 
schon besetzten Teile in der Oberpfalz und in Niederbayern be- 
halten sollte. Dafür sollte das pfälzische Haus mit den Herzog- 
tümern Limburg und Geldern schadlos gehalten werden, außer= 
dem sollte der Kurfürst Karl Theodor die in Bayern erledigten
	        
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