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Sachsen insofern eine Stelle gefunden, als Josef, nachdem im
Mai 1781 ein Verteidigungsbündnis zwischen ihm und der Zarin
geschlossen worden war, im Herbste 1782 in Beantwortung der
zarischen Entwürfe die seinigen mitteilte, in denen der Abschluß
eines Bündnisses gegen Preußen mit Sachsen unter Übertragung
der polnischen Krone vorgesehen war. Katharina II. antwortete
ablehnend, fand auch Josefs Ansprüche in der türkischen Frage
zu weitgehend und umgekehrt dieser die russischen, und so blieb
es beim alten.
Gleichzeitig herrschte aber auch im Reiche im Anfang des
Jahres 1783 Unzufriedenheit gegen Josef II., teils wegen gewisser
Übergrisse des Reichshofrates, teils weil mancherlei Anzeichen
darauf hindeuteten, als wolle der junge Kaiser sich in wichtigen
Punkten über die Reichsverfassung hinwegsetzen und ein selbstherr-
liches Regiment beginnen. So tauchte naturgemäß der Gedanke auf,
einen Bund unter dem Schutze Preußens zu errichten. Der Mark-
graf Karl Friedrich von Baden machte dem Fürsten von Dessau
und dieser wiederum dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen,
dem Neffen und Thronfolger des kinderlosen Königs, davon Mit-
teilung, daß mehrere Fürsten die Absicht hätten, eine solche Ver-
einigung zu bilden; davon setzte dann der Prinz Anfang Juli
1783 den leitenden Minister seines königlichen Oheims, Hertz-
berg, in Kenntnis. Dieser billigte den Gedanken, meinte aber,
man müsse vor allem auf den Zeitpunkt warten, wo Karl Theodor
in Bayern dem Herzog Karl von Zweibrücken Platz gemacht habe,
und vor allem alle solche Pläne äußerst geheim halten. Er selbst
ging mit dem Geheimnis so weit, daß er nicht einmal seinem
Könige davon Mitteilung machte.
Aber Friedrich der Große kam bei der Annäherung Oster=
reichs an Rußland und der engen Verwandtschaft des französischen
Königs mit dem Kaiserhause und der dadurch hervorgerufenen
isolierten Stellung Preußens ganz von selbst auf solche Gedanken.
Somit befahl er am 6. März 1784 seinen Ministern Hertberg
und Finckenstein, sie sollten an einem Fürstenbund arbeiten, den
er noch von seinem Tode zu gründen wünsche. Beide Minister
waren aber der Meinung, daß man vor dem Tode Karl Theodors