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nichts in dieser Richtung zu unternehmen vermöge, während Fried-
rich entschied, man müsse das Werk, das ohnehin anderthalb bis
zwei Jahre in Anspruch nehmen werde, durch vertrauliche An-
fragen wenigstens vorbereiten. Doch verging immerhin der Som-
mer, ehe die preußische Regierung mit Hannover und Sachsen
Fühlung nahm. Hannover antwortete im September 1784 nicht
ablehnend. In Sachsen dachten die Minister von Gutschmidt und
von Löben höchstens an eine Erneuerung der alten Erbverbrüde-
rung zwischen den Häusern Brandenburg, Sachsen und Hessen,
von Stutternheim aber vertrat die auch vom Kurfürsten bevorzugte
Idee von der uneingeschränkten Neutralität Sachsens.
Da erleichterte Josefs II. wiederholtes Vorgehen in der bah-
rischen Angelegenheit die Durchführung der preußischen Pläne.
Indem er neuerdings einer Vergrößerung Rußlands auf Kosten
der Türkei rückhaltlos zustimmte, meinte er einen Anspruch auf die
Mitwirkung Katharinas II. zu einem neuen Austauschplaue mit
Bayern ein Anrecht zu haben. Er wollte nämlich den Kurfürsten
von Bayern und den Erzbischof von Salzburg dazu bewegen, daß
jener ihm Bayern und die Oberpfalz gegen die Niederlande
austausche unter Gewährung des Königstitels von Burgund
oder Austrasien, mit Ausnahme von Luxemburg und Limburg,
das dem Erzbischof von Salzburg als Entschädigung für sein
aufzutretendes Gebiet gegeben werden sollte. Katharina II. er-
klärte in der Tat ihre Zustimmung. Nun meinte Josef mit
ihrer Hilfe energisch zu Werke gehen zu müssen. Bald härte
man, daß der Vertreter der russischen Kaiserin am deutschen
Reichstag, Romanzow, bei dem Herzog Karl in Zweibrücken er-
schienen war und von ihm gebieterisch die Zustimmung zu dem Aus-
tausch von Bayern gegen Belgien gefordert hatte, über den der Kaiser
und der Kurfürst Karl Theodor im Einverständnis mit Nußland
und Frankreich sich geeinigt hätten. Aber Herzog Karl hatte
sich, trotz seiner augenblicklich bedenklich scheinenden Lage im Ver-
trauen auf die Hilfsbereitschaft des Königs von Preußen ge-
weigert.
Wenn nun auch Josef II., namentlich infolge Frankreichs
kühler Haltung an dem Gelingen seiner Politik zweifelhaft ge—