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stellte und locker genug zusammengefügt war, so machte er doch
nicht nur in Osterreich, sondern vor allem in Frankreich und
besonders in Rußland größtes Aufsehen, ein größeres, als er
in Wirklichkeit verdiente. — Vor allem aber erlitt der Bund
einen unersetzlichen Verlust. Ein Jahr, nachdem er mit so vieler
Not und Mühe unter Dach und Fach gebracht worden war,
wurde Friedrich der Große seinem letzten Werke am 17. Aug.
1786 entrückt.
So wenig Friedrichs Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., ge-
eignet war, die Politik seines großen Oheims fortzuführen, so luden
doch die Verlegenheiten Osterreichs von selbst dazu ein. Die Teil-
nahme am Türkenkriege 1788/89 legte den Kaiserstaat fest, ohne
wesentliche Vorteile zu bringen; die josefinischen Reformen, so
ausgezeichnet sie gedacht waren, erzeugten allenthalben Unruhen,
so namentlich in Belgien. Schon im Mai 1787 mußte der Statt-
halter, Herzog Albert von Sachsen-Teschen mit seiner Gemahlin,
der Schwester des Kaisers, Brüssel räumen, das sie dann nur auf
kurze Zeit unter dem Schutze österreichischer Bajonette wieder-
sahen. Am 26. Jan. 1790 proklamierten die Stände die Republik
als „Vereinigte belgische Staaten"“. Um die nämliche Zeit, am
30. Jan. 1790, sah sich Josef II. gezwungen, alle seine Edikte,
die er seit Antritt seiner Alleinregierung, namentlich auch für
Ungarn erlassen hatte, zurückzunehmen. Diese gefährliche Lage
des Erzhauses meinte der preußische Minister Hertzberg zur Stei-
gerung der preußischen Macht ausnutzen zu müssen. Er tat je-
doch nichts zum Ausbau des Fürstenbundes, wie vor allem der
Herzog Karl August von Weimar es anbahnte. Dieser treffliche
Fürst aus wettinischem Hause wollte 1789 den Fürstenbund so
ausgestalten, daß er zu „einem wirksamen Corps“ würde zur
Aufrechterhaltung deutscher Freiheit, Sitte und Gesetze, d. h. zu
einem engeren Bunde innerhalb des Reiches, der auf Grund der
erneuten Bundesakte nicht bloß kaiserlicher Willkür und Vergröße-
rungssucht entgegentreten, sondern, von einem ständigen Aus-
schusse in Mainz geleitet, die Reichsreform in die Hand nehmen
und Mittel zu seiner Verteidigung schaffen sollte. Doch niemand
teilte seinen redlichen Eifer: Erhaltung des Bestehenden, nicht