Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Schon aber war man von Wien aus, noch ehe Zinzendorf 
jene Unterredung mit Bischoffswerder gehabt hatte, den preußi- 
schen Absichten in sehr geschickter Weise zuvorgekommen. Am 
21. Jan. 1790 überreichte nämlich als außerordentlicher Gesandter 
des Kaisers Josef II. Graf Hartig einen eigenhändigen Brief 
von diesem, der nur in allgemeinen Ausdrücken von der kri- 
tischen Lage, in sehr verbindlicher Weise aber von der Gerechtig- 
keit, Billigkeit und politischen Voraussicht des Kurfürsten sprach, 
sonst aber auf die mündlichen Eröffnungen des Gesandten ver- 
wies. Dieser zählte nun alle die feindseligen Handlungen Preu- 
ßens gegen Osterreich auf, die dieses zwängen, sich mit Aufgebot 
aller Kräfte gegen solche ungerechten Angriffe zu wehren. So 
wertvoll nun auch für den Kaiser die Bundesgenossenschaft Sach- 
sens sein würde, so denke er doch zu zart, um den Kurfürsten 
in solche Gefahren hineinzureißen. Deshalb biete der Kaiser dem 
Kurfürsten nur eine vollständige und strikte Neutralität an; deren 
Abschluß müsse aber so schnell als möglich erfolgen, damit nicht 
etwa Preußen in der Zwischenzeit unter Mißachtung der säch- 
sischen Neutralität den Durchmarsch seiner Truppen erzwinge. 
Wenn der Kurfürst wünsche, so wolle der Kaiser über den ge- 
schlossenen Vertrag tiefstes Geheimnis beobachten, stelle es ihm 
aber auch anheim, den preußischen Hof vorläufig in Kenntnis 
zu setzen und sich eine gleiche Konvention von Preußen zu sichern. 
Was der damals schon zum Tode erkrankte Kaiser schrieb 
und mündlich ausrichten ließ, war dem Kurfürsten und seinen 
Beratern wie auf den Leib geschnitten. Der mit den Verhand- 
lungen beauftragte Kabinettsminister Graf Loß gab darum 
auch dem Grafen Hartig eine völlig zustimmende Erklärung, meinte 
aber doch, daß die sächsische Regierung erst den Berliner Hof 
in Kenntnis setzen müsse. Dabei bleibt es freilich merkwürdig, daß 
ein im diplomatischen Dienste und in der Politik doch nicht un- 
erfahrener Mann, wie Graf Loß, unter den obwaltenden Um- 
ständen die Bedeutung der Neutralitätsabmachung nicht erkannt 
haben sollte. Jedenfalls kam ihm hier auf die Mitteilung von 
dem Geschehenen hin Hertzberg mit energischer Klarheit zu Hilfe. 
Mündlich und schriftlich machte er sowohl Zinzendorf darauf auf-
	        
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