Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

sie wollten in ihrem ersten Zorne sogar in das kaiserliche Gemach 
dringen. Aber man machte sie kühl darauf aufmerksam, daß unter 
ihrer eigenen Mitwirkung der Kaiser sich nur gegen „ewige Ge- 
fengnis“ verpflichtet habe, was sie sogar in einer Urkunde am 
nächsten Tage schriftlich einräumen mußten. Am 21. Juni emp- 
fing sie der Kaiser und bedeutete sie, daß er den Landgrafen min- 
destens bis zur Erfüllung der Hauptbedingungen in Haft be- 
halten müsse. Zum Trost begleiteten die beiden Kurfürsten beim 
Abzuge von Halle am 23. Juni den Landgrafen; aber schon 
in Naumburg ließ ihnen der Kaiser durch den Erzherzog Maxi- 
milian den Befehl zum Heimreiten zugehen. Ohne den min- 
desten Anhalt dazu zu haben, versicherten sie Philipp, seine Haft 
werde höchstens sechs Wochen dauern und überließen ihn dann 
seinem Schicksale. 
Die durch die Wittenberger Kapitulation herbeigeführten Ge- 
bietsveränderungen sind im vorigen Bande aufgezählt worden 
(I, 2, S. 1199). Aber noch lange zogen sich die daran sich 
knüpsenden Einzelverhandlungen hin. Am 13. Juli 1547 er- 
öffnete Moritz seinen ersten Landtag als Kurfürst. Es mag dabei 
die Herren sonderbar angemutet haben, wenn ihnen Moritz „mit 
Gott und gutem Gewissen“ versicherte, daß er niemals mehr Land, 
als er vom Vater ererbt, begehrt habe, auch viel lieber still und 
friedlich gesessen habe. Zufrieden war man mit seinem Ver- 
sprechen, daß er das Land fortan „stracklich“ regieren, den reinen 
Glauben beschützen und für Universitäten und Schulen sorgen 
wolle. Letzteres erfüllte er vor allem durch die Wiederherstellung 
der durch die Kriegsläufte völlig zerrütteten Universität Witten- 
berg, der er ihren berühmten Lehrer Melanchthon erhielt. 
Wichtigere Dinge traten an Moritz auf dem am 1. September 
1547 zu Augsburg eröffneten Reichstage, dem sog. „geharnischten 
Reichstage“ heran. Am Geburtstage des Kaisers, der mit dem 
24. Februar 1548 in sein 49. Lebensjahr trat, fand die feier- 
liche Belehnung Moritzens auf dem Weinmarkte mit der Kur- 
würde und den zugehörigen Landen statt, deren Fahnen zum 
Zeichen der Mitbelehnung im Namen des Herzogs August Graf 
Hoyer von Mansfeld mit anfaßte. Dem Vorgange sah von
	        
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