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fähigkeit für die markgräfliche Kasse in Anspruch genommen wurde.
Anderseits aber förderte Wilhelm auch durch einsichtige Fürsorge
Handel und Gewerbe.
Seit 1400, wie wir wissen, Witwer, verheiratete sich Wilhelm
1402, obwohl bereits 58 Jahre alt, mit Anna, der Tochter Ottos
des Quaden von Braunschweig, von dem früher bei Gelegenheit der
hessischen Erbverbrüderung die Rede war, nachdem sich im Februar
desselben Jahres Friedrich vom Osterlande mit Katharina, der Tochter
Herzog Heinrichs von Braunschweig, vermählt hatte. Ja, zwei Jahre
später verehelichte sich auch der siebenundsechzigjährige Landgraf
Balthasar mit der nachgelassenen Witwe des ermordeten Friedrich von
Braunschweig. Alle diese Verbindungen hatten eine politische Spitze
gegen den Erzbischof Johann II. von Mainz. Noch war die Mißstim-
mung gegen den allzu anmaßenden Kirchenfürsten in Thüringen,
Meißen, Niedersachsen nicht gewichen, seine Begünstigung des Mörders
Johann von Waldeck gab dem alten Verdachte neue Nahrung; un-
mäßige Schatzung der zu Mainz gehörigen hessischen, thüringischen und
sächsischen Gebiete trieben Hermann von Hessen, Balthasar von Thü-
ringen, den Erzbischof von Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim
und Halberstadt und endlich die Braunschweiger gegen den Erzbischof
unter die Waffen. Der Krieg währte mit einigen Unterbrechungen
1401, 1402, 1403—1405. In dieser letzten Periode traten auch die
Osterländer und Markgraf Wilhelm hinzu. Der Kampf wurde nicht
mr mit den Waffen, und zwar zumeist auf dem Eichsfelde, von beiden
Seiten mit einer Grausamkeit und Erbitterung ohne gleichen geführt,
sondern die Markgrafen schrieben dem Erzbischof auch Briefe von einer
unter Fürsten recht auffälligen Gröblichkeit, auf die der Adressat die
Antwort nicht schuldig blieb. Daß man ihn ohne weiteres des Mordes
an Friedrich von Braunschweig zieh, ist selbstverständlich. Er hin-
gegen beschuldigte die Wettiner des Verrats und der Untreue gegen
Ruprecht sowohl als Wenzel und goß die Schale seines Zornes namentlich
über „den alten Schulmeister und ihrer aller Anweiser“, den Mark-
grafen Wilhelm, aus. Endlich kam doch im März 1405 ein Ausgleich
durch Vermittelung Ruprechts von der Pfalz zu stande, der namentlich
Hessen und Thüringen anging. Sonst hat sich Wilhelm nicht mehr
um die Verhälknisse des Reiches im Westen, auch nicht um Ruprecht