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unterhandlungen zu beteiligen habe, fand ebenfalls allgemeinen
Anklang. Den Waffenstillstand suchten die Kurfürsten unter Sach—
sens Einwirkung zu beseitigen; der Fürstenrat aber brachte ihn
wieder in den Vorschlag hinein, und schließlich kam es am 22. Dez.
zu dem Gutachten des Reichstags, daß der Kaiser ersucht werde,
mit Zutun der Fürsten und Stände und unter Rücksprache mit
dem König von Preußen dem Reiche Waffenstillstand und Frieden
zu verschaffen. Auf diese Vorstellung des Reichstags erfolgte be-
zeichnenderweise vom kaiserlichen Kabinett aus in sechs Wochen
überhaupt keine Antwort. Währenddem machten aber die fran-
zösischen Waffen sowohl Fortschritte am mittleren Rhein, wo sie
am 25. Dez. die Schanze bei Mannheim eroberten, als in den
Niederlanden, von wo aus sie bis zur Ems vordrangen. Der
König von Preußen aber ließ, sich nunmehr gutgläubig als Man-
datar der deutschen Stände ansehend, Ende Dezember seine Ver-
handlungen über den Frieden durch den Grafen Goltz zu Basel mit den
Franzosen beginnen.
Das sächsische Kabinett hielt es, nachdem es so lange mit
den übrigen Reichsständen auf Antwort gewartet hatte, für
an der Zeit, durch Ordre vom 13. Febr. sowohl den Grafen von
Schönfeld in Wien, als den Grafen Hohenthal in Regensburg auf
Beschleunigung der Angelegenheit dringen zu lassen; am nächsten
Tage erfolgte zu Regensburg die Veröffentlichung eines kaiser-
lichen Dekretes, das zwar die Mitwirkung des Reiches am Friedens-
werke prinzipiell anerkannte, aber den Augenblick für Friedens-
unterhandlungen als sehr schlecht gewählt bezeichnete. Dem ent-
sprach auch, wenn schon in viel schärferer Weise, die Eröffnung,
die der Reichsvizekanzler, Fürst Colloredo, am 18. Febr. in Wien
Schönfeld machte. Hier hieß es nun ganz deutlich, die Reichs-
stände hätten gar kein Recht, sich über den Kaiser zu beklagen,
denn es sei auch nicht einer unter ihnen, der seine gesetzlichen
Rflichten erfüllt habe. Daß seit dem 16. Jan F sich ein sächsische
Ersatzkorps von 9700 Mann auf dem Marsche nach dem Rheine
befand, schien den Vizekanzler in seinen Ansichten ebensowenig
zu alterienen, wie die vorangegangenen, über die Verpflichtung
hinausgehenden Leistungen des Kurfürsten. Die Verbindung mit