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dabei die Annahme des Königstitels von Hessen und Sachsen und
des Kaisertitels durch Preußen. — Ein Gegenentwurf war aus
der Feder des Kabinettsrats Lombard geflossen, der ungefähr
denselben Charakter hatte, wie die Götzensche Instruktion. Er
drang damit insoweit durch, als dieses Projekt am 9. Aug. dem
sächsischen Gesandten Grafen Görtz als das offizielle mitgeteilt
wurde. Gleichzeitig fragte Haugwitz an, ob der Kurfürst nicht
sogleich die königliche Würde annehmen wolle, wie sie auch Hessen
angetragen worden sei; er teilte zugleich mit, daß es dieses auf
eine Vergrößerung abgesehen habe, sich aber hierin nach Sachsen
richten wolle.
Ani 1. Aug. erfolgte am Reichstag zu Regensburg, der übrigens
gerade Ferien hatte, die Erklärung der Rheinbundsfürsten, daß sie es
„ihrer Würde und der Reinheit ihrer Zwecke“ angemessen fänden, sich
hiermit feierlich von dem Heiligen Römischen Reich loszusagen.
Gleichzeitig erklärte der französische Gesandte Bacher im Namen
seines Kaisers, daß dieser das Reich nicht mehr als bestehend an-
erkenne. Am 6. Aug. verkündete darauf Kaiser Franz II., daß
er die deutsche Kaiserkrone niederlege und daß damit „das reichs-
oberhauptliche Amt und Würde“ erloschen sei. In der Nacht
aber vom 5. zum 6. Aug. langte in Potsdam die Depesche Lucche-
sinis aus Paris an, daß der Kaiser dem englischen Friedens-
gesandten Lord Yarmouth Hannover wieder angeboten habe. Der
König erkannte, daß Napoleon sein Verderben plane. Am 10. Aug.
befahl der König die Mobilisierung sämtlicher Armeekorps.
Am 11. Aug. überwies der Kurfürst den ihm zugegangenen
Lombardschen Entwurf zu einer Defensivallianz und zur Organi-
sation des nördlichen Deutschlands seinen Geheimen Räten. Wäh-
rend diese sich darüber den Kopf zerbrachen, dabei u. a. auch
in Betracht zogen, ob unter sotanen Verhältnissen Sachsen nicht
von seinem Rechte des Reichsvikariats Gebrauch machen und die
Leitung des Reiches übernehmen solle, zum Glücke aber dieses
„auf keine Weise ratsam“ fanden, hatte man in Berlin in der
damals beliebten, immer von einem Extrem zum anderen schwan-
kenden Art wieder den Hänleinschen Entwurf hervorgesucht, aber
dem Verfasser noch zu einer schärferen Ausarbeitung übergeben.