Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Einstellung der Feindseligkeiten und der Abschluß des Friedens 
zwei ganz verschiedene Dinge seien. 
Bislang waren die Verhandlungen mit Napoleon mit ziem- 
licher Formlosigkeit geführt worden. Weder Funck noch Thiel- 
mann hatten eine offizielle Beauftragung vorzuweisen gehabt und 
hatten ja auch keine höheren Stellungen inne. Man war in den 
leitenden Kreisen Dresdens der Meinung, diese Formlosigkeit auch 
weiterhin einhalten zu dürfen, da man in Napoleon immer noch 
nichts weiter als den durch das Glück emporgekommenen ehe- 
maligen Artillerieleutnant sah, dem namentlich ein Fürst aus so 
altem Hause wie der Kurfürst von Sachsen, keine weiteren förm- 
lichen Rücksichten schuldig sei. Diese, man darf sagen: naive Auf- 
fassung äußerte sich noch in einigen ähnlichen Formlosigkeiten, 
bis endlich die Einsichtigeren die Oberhand gewannen; der Ober- 
kammerherr Graf Bose bestürmte namentlich den in dieser Frage 
besonders hartnäckigen Grafen Marcolini, daß man sich beeilen 
möge, das Versäumte nachzuholen, weil der Kaiser doch mit Recht 
über die fortgesetzte Achtungslosigkeit des sächsischen Hofes ernst- 
lich verstimmt werden könnte. So wurde Bose selbst mit einem 
Schreiben vom 28. Okt. 1806 an Napoleon nach Berlin entsandt, 
das die Bitte um eine formelle Anerkennung der sächsischen Neu- 
tralität enthielt; mündlich sollte Graf Bose den Grafen Loß als 
den vom Kurfürsten mit der Führung der Friedensunterhandlungen 
bestimmten Minister bezeichnen. 
Bose wurde vom Kaiser sofort empfangen und erhielt den 
mündlichen Bescheid, der Kurfürst möge nur so bald als möglich 
den Grafen Loß oder irgend einen anderen mit den nötigen Voll- 
machten versehen. Bose brachte diesen Bescheid am 1. Nov. früh 
nach Dresden und wurde noch am selben Tage, da Loß unpäßlich 
war, mit den nötigen Vollmachten versehen; es begleiteten ihn 
der Major von Funck und der Geheime Legationsrat Günther 
nach Berlin, zugleich nahm er ein verbindlich gehaltenes Dank- 
schreiben des Kurfürsten für das kaiserliche Entgegegenkommen 
mit, auf das der Kaiser ebenso freundlich am 5. Nov. antwortete. 
Die Friedensbedingungen wurden Bose durch Talleyrand am 6. 
November mitgeteilt: der Kurfürst nimmt den Königstitel an
	        
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