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mischung der französischen Beamten in die sächsische Verwaltung
aufzuhören. Sehr bedauerlich war, daß sich die sächsische Regie-
gierung nicht energischer Leipzigs annahm, das ungemein unter
der vom Kaiser verordneten Tor= und Handelssperre litt und
die konfiszierten englischen Waren, für die man erst 50 Millionen
Franken gefordert hatte, im April 1807 mit 9 Millionen Franken
zurückkaufen mußte; allerdings versprach der König, wenn bessere
Zeiten gekommen sein würden, 4 Millionen Entschädigung aus
Staatsmitteln. — An die Stelle von Loß trat Graf Bose als
leitender Minister, der sich durch die Art, wie er die Ver-
handlungen geführt, dem Kaiser sehr empfohlen haütte. Am
17. Dez. wurde der Frieden, am 20. die Erhebung Sachsens zum
Königtum proklamiert; ein Herold in französierender Hoftracht,
begleitet von Trompetern und Garde du Korps rief an sieben
verschiedenen Stellen Dresdens das Ereignis aus. Friedrich
August, der durch Mandat vom 2. Januar 1807 den Titel
„König von Sachsen usw.“ annahm, bediente sich von nun an
auch in seinen Briefen an den Kaiser der bisher vermiedenen An-
rede Monsieur mon frère und des Schlusses de votre Majesté
le bon frère et fidele allié. Am 8. Febr. 1807 wurde im ganzen
Lande das Friedensfest begangen.
Innere Verhältnisse seit dem Siebenjährigen Kriege.
Die Aufgabe, die des Kurfürsten Friedrich August III. bei
seiner Thronbesteigung harrte, war trotz der Bemühungen Friedrich
Christians und des Prinzen TKaver noch außerordentlich schwer.
Sie wurde noch erschwert durch die alle Verhältnisse des Hofes
beherrschende Adelsgesellschaft. Und doch konnte Mirabean, der
bekannte französische Publizist und Politiker schon 1786 in seinen
geheimen Berichten von Berlin aus nach Paris schreiben: „Ohne
Friedrich August wäre Sachsen verloren gewesen. Durch ihn
wurde Sachsen das glücklichste Land in Deutschland. Das ist
sehr merkwürdig, das ist bewundernswürdig nach den shreck.
lichen Plagen, die hintereinander und zuzeiten alle vereinigt,
dieses schöne Land verwüstet haben.“