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als Militärs oder als Hofbeamte schon mit einer Uniform ver—
sehenen, sich eine solche zulegen durften. Die städtischen Abgeord—
neten werden darauf mit großem Neid gesehen haben, namentlich
da sie sich auch sonst zurückgesetzt sahen. So mußten sie u. a.
mit einem Teile der jüngeren ritterschaftlichen Landstände bei
den feierlichen Eröffnungen der Landtage außerhalb der Schranken
hinter den Gardisten Aufstellung nehmen. — Obwohl die Ritter-
schaft Stenerfreiheit genoß, so verstand sie sich doch zu größeren
freiwilligen Leistungen, den sog. Donativen, für die Zeit von
Landtag zu Landtag; das bisherige Donativ von 130000
Talern wurde auf dem Landtag von 1781 auf 150000 Taler
erhöht; außerdem machte die Ritterschaft dem Kurfürsten bei
seiner Vermählung ein Geschenk von 50000 Talern und über-
reichte ihm auf dem Landtage von 1775/76 wieder ein solches
von 20000 Talern, um ihm ihre Dankbarkeit „wegen seiner
während der Teuerung gegen Land und Leute bewiesenen aus-
nehmenden landesväterlichen Fürsorge zu bezeugen“. Seit 1769
wurde auch der Kurfürstin ein Geschenk von 24000 Talern
für die landständische Periode, also 4000 Taler auf das Jahr
bewilligt. — Natürlich rüttelten die aus Frankreich seit der
Revolution herübergekommenen Ideen an dem Steuerprivileg
der Ritterschaft. Nachdem schon 1791 von Römer in seiner
Schrift „Über den Verfall der Städte“ dagegen Stellung ge-
nommen, erschien 1793 eine von dem Akzisinspektor und Stadt-
schreiber Schmorl in Prettin im Auftrage der Städte verfaßte
Schrift über diefen Gegenstand, die dann eine weitere, in ihren
Wirkungen jedoch ganz unwesentliche Literatur hervorrief.
Den Landtag von 1805 beschäftigte die wichtige Frage
der Zucht= und Armenhäuser. Zu dem schon 1716 von
August dem Starken begründeten Waldheim waren seit 1772 und
1775 neue Anstalten zu Torgau und auf Schloß Osterstein bei
Zwickan getreten. Nachdem man bislang in den drei genannten
Anstalten Sträflinge, Arme und Kranke zusammengehalten hatie,
sollten von nun an die Züchtlinge nur noch in Torgau und Zwidau,
die Armen und Kranken aber — es handelte sich namentlich um
Gemütskranke — allein zu Waldheim Aufnahme finden. Auherdem