Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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durch Frohnden gedrückten Bauernstand mit erbittertem Hasse ver— 
galt. Er war deshalb entschlossen, nach Osterreich, wo Josef II. 
ganz ähnliche Prinzipien zu verwirklichen strebte, überzusiedeln, 
da starb er am 23. April 1787. — Der Kartoffelbau war 
in Thüringen wenig, im Kurkreise fast gar nicht bekannt, als die 
Hungersnot von 1771 und 1772 mit Energie auf das billige und 
ertragreiche Nahrungsmittel hinwies. In- Thüringen hatte sich 
damals der Tabaksbau besonders entwickelt, der auch in der Nieder- 
lausitz durch David Uh und im Erzgebirge durch Christian Esche 
eine Stätte fand. Im Amte Grünhain war der Amtmann Hermann 
für Anbau von Erbsen, Aussaat von Winterkorn, namentlich für 
die Anpflanzung von Obstbäumen tätig, deren er in den nur 
fünf Jahren (1786—1791) seiner Tätigkeit an 100000 Stück 
zur Verteilung brachte. — In der Viehzucht erfreute sich das 
Schaf der größten Fürsorge. Auf diesem Gebiete zeichnete sich 
in der vorliegenden Periode besonders Graf Heinrich Ernst von 
Schönburg-Rochsburg aus. Daß Schaf= und Rindviehzucht vor 
allem die Koppelhutung und die Triftgerechtigkeit zur Voraus- 
setzung hatte, läßt freilich die bevorzugte Entwickelung jener land- 
wirtschaftlichen Betriebe in einem minder günstigen Lichte er- 
scheinen. —. Zugunsten der Pferdezucht wurden 1787 zu Anna- 
burg, Senftenberg, Finsterwalde, Altenzelle, Torgau und Moritz- 
burg Landesgestüte errichtet und von diesen aus die Hengste durch 
die sog. Hengstreiter in den Amtern zum Beschälen umhergeritten. 
Man rechnete, daß im Jahre 1500—2000 Stuten unentgeltlich 
gedeckt wurden. An der Spitze der Anstalten stand, wenn auch 
nur dem Namen nach, der Graf Marcolini als Oberstallmeister. — 
Die Bicnenzucht nahm eine Zeitlang durch die Bemühungen 
des Pastor Schirach in Kleinbautzen und des Superintendenten 
Vogel in Muskau, welche die Oberlausitzer Bienengesellschaft ge- 
stiftet hatten, in den dortigen Gegenden und durch den Pastor 
Spitzner in Trelitz im Kurkreise Aufschwung, verfiel aber nach 
dem Ableben der genannten wieder. 
Das Forstwesen ging unter Friedrich August III. seinen 
ruhigen Entwickelungsgang durch regelmäßiges Aufforsten und Ab- 
treiben. Viel Holz, man rechnet 10000 Klaftern, wurde durch die 
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