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von Wurmb zusammengetretenen Kommission wurden 1769 fast
sämtliche Einfuhrzölle aufgehoben, eine Maßregel, die natürlich
zunächst dem Handel zugute kam, aber dann auch der sächsischen In-
dustrie, welche diese Kraftprobe bei ihrer damaligen Entwickelung
glänzend bestand. Schwierigkeiten, die zu Frankfurt a. O. durch
Edikte Friedrichs II. bereitet wurden, veranlaßten seit 1772 pol-
nische Juden und russische und griechische Kaufleute, ihren Meß-
verkehr nach Leipzig zu verlegen; ein Edikt vom September 1772
betreffend „Erleichterung des Meßhandels ausländischer Juden“
kam ihnen entgegen. Auch wurde durch Vermehrung der Jahr-
märkte der Handelsverkehr gesteigert. Den Auswüchsen des Zunft-
wesens suchten die General-Innungsartikel für Künstler, Pro-
fessionisten und Handwerker vom 8. Jan. 1780 zu begegnen.
Auf dem Gebiete der Industrie hob sich namentlich die
Baumwollspinnerei. Ursprünglich war auf dem Lande die Hand-
spinnerei sehr verbreitet, wozu die Hilfsmittel leicht zu beschaffen
waren; denn ein Spinnrad war im Anfang des 18. Jahrhunderts
für 6 Groschen und vier Spindeln dazu für 3 Pfennig zu kaufen.
Als aber in England und Frankreich in der letzten Hälfte des
18. Jahrhunderts die Maschinenspinnerei aufkam, mußte man
auch in Sachsen diesem Beispiele folgen. Die Bemühungen, die
fremden Maschinen kennen zu lernen, waren in England nicht
von Erfolg begleitet, da man dort das Geheimnis wohl zu be-
wahren wußte; mehr erreichte der sächsische Gesandte in Paris,
Legationsrat Rivisre, der um 1790 eingehende Erkundigungen
über die in Rouen gebrauchten Maschinen einzog. Aber schon
1782 wurde von dem Chemnitzer Kaufmann Hieronymus Lange
durch einen französischen Techniker in Hohenstein-Ernsttal eine
Maschine aufgestellt, welche die Arbeit von sechs Spinnern ver-
richtete. Im Jahre 1784 trat der Zimmermann Matthias Frey
mit einer von ihm erfundenen Spinnmaschine hervor, die das-
selbe leistete, wie zwei Spinner mit dem Rade; sie wurde zuerst
von dem Chemnitzer Kaufmann Bugenhagen in größerer Anzahl
angewandt und fand in der Folge viele Nachahmung. Um das
Baumwollmaterial für diese Maschinen in besserer Weise vor-
zubereiten, erfand der Leineweber Joh. Friedr. Pfaff in Zschopan