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der zu Michaelis 1800 6 Maschinen mit 432 Spindeln im Gange
waren. Hierbei ist die Unterstützung nicht zu unterschätzen, die
Kurfürst Friedrich August III. den neuen Unternehmungen
zuteil werden ließ, indem er Bernhard wie Wöhler recht erheb-
liche Vorschüsse aus der Staatskasse zu sehr niedrigen Zinsen an-
weisen ließ. Auch Evans und Whitfield wurden belohnt; ersterer
erhielt 1804 wegen seiner Leistungen eine Prämie aus der Prä-
mienkasse und zweimal eine Preismedaille, vor allem aber wurde
ihm 1808 eine jährliche Pension von 500 Talern auf fünf
Jahre, Whitfield aber außer der Tantieme, die ihm von der
Wöhlerschen Spinnerei zukam, ein Jahresgehalt von 1000 Ta-
lern ausgesetzt, wofür er sich allerdings verpflichten mußte, seine
mechanischen Kenntnisse nur zum Besten Sachsens zu verwenden.
Allen diesen Betrieben kam in besonderer Weise die von Na-
poleon im Oktober 1806 verhängte Kontinentalsperre zugute.
Im Gegensatze zu diesem bemerklichen Aufschwunge der Indu-
strie, verlief das Leben sonst in hergebrachten Kreisen. Das gilt
besonders von den höheren geistigen Bestrebungen. Von den beiden
Universitäten feierte Wittenberg vom 18.—20. Okt. 1802. das
dritte Inbelfest ihrer Stiftung. Von den. damaligen Dozenten
darf besonders hervorgehoben werden der 1769 zu Meißen ge-
borene Karl Salomo Zachariä, ein hervorragender Jurist, der von
1797—1807 in Wittenberg lehrte, dann aber nach Heidelberg
überging. Eine Zeitlang, von 1803 an, lehrte in Wittenberg auch
Karl Heinr. Ludw. Pölitz als Professor des Natur= und Völkerrechts;
er wurde. 1808 Schröckhs, des bedeutenden Kirchenhistorikers, Nach-
folger und war bis 1815 in Wittenberg tätig, von da an in
Leipzig bis zu feinem 1838 erfolgten Tode; seine bedeutende
Bibliothek vermachte er der Leipziger Stadtbibliothek., Als ge-
nialer Mathematiker wurde von den Zeitgenossen der aus Plauen
gebürtige Joh. Gottfried Steinhäuser gerühmt. Als 1815 durch
die Neuordnung der Verhältnisse Wittenberg an Preußen kam,
wurde die Universität als sächsische Anstalt. aufgelöst und von der
preußischen Regierung mit der Universität zu Halle als Friedrichs-
Universität vereinigt. — In Leipzig genossen einen größeren. Ruf
Joh. Ang. Heinr. Tittmann in der theologischen, Biener, Haubold