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stellte. Da kam es Thielmann sehr ungelegen, daß König Jéröme,
um die Bewegungen des österreichischen Generals Radivojewich
in Franken zu beobachten, bei Sondershausen stehen blieb. Er
veranlaßte wenigstens die Entsendung des Generals d'Albignac,
ließ aber in der Zwischenzeit bis zu dessen Ankunft am 22. Juni
durch den Oberstleutnant Gablenz ein Vorpostengefecht mit den
Braunschweigern bei Holzhausen in der Nähe von Leipzig führen,
das mit dem Rückzuge der Sachsen und der Besetzung Leipzigs
durch den Herzog Wilhelm endete.
Die Vereinigung mit d'Albignac erfolgte am 23. Juni. Gleich-
zeitig übernahm Thielmann das alleinige Kommando über die
Sachsen, während Dyherrn die Aufgabe erhielt, die aus Österreich
heimgekehrten Cadres in dem von Napoleon gewünschten Sinne
auszugestalten. Mit d'Albignac vereint zählte Thielmann nun-
mehr 5500 Mann, vor denen sich die Braunschweiger am 24. Juni
hinter Leipzig zurückzogen, das von den Sachsen am 25. Juni
wieder besetzt wurde. Dabei fiel Thielmann ein Brief des Erz-
herzogs Karl an den Herzog von Braunschweig, datiert von
Wagram, 18. Juni, in die Hände, worin dieser ihm die Disziplin-
losigkeit seiner Truppen in Sachsen vorhielt. Thielmann ließ
das Schreiben wieder versiegeln und dem Herzog zustellen, ver-
öffentlichte es aber in der „Leipziger Zeitung“ vom 26. Juni, eine
zwar praktische, aber nicht ganz feine Maßregel, die ihm wiederum
einen Verweis seines königlichen Herrn eintrug. Ubrigens erzeigten
sich die „Bundesgenossen und Befreier“, die am 26. Juni unter
Jéröme in Leipzig einrückten, als Leute von noch viel bedenk-
licherer Zucht. Die ihnen nachkommenden Holländer unter Gratien
waren ein womöglich noch böseres Gesindel. Ganz unverschämt
waren ferner die Ansprüche, die nach ihrem Eintreffen die west-
fälische Majestät an Naturallieferungen für die Küche machte,
worin ihr die höheren Offiziere nachahmten.
Gegen die Österreicher, die an dem Feldmarschall Kienmayer
an Stelle des unentschlossenen am Ende einen tüchtigen Anführer
erhalten hatten, hatte d’Albignac am 28. Juni bei dem Dorfe
Marbach ein ergebnisloses Gefecht, bei dem die Sachsen 100 Mann
einbüßten. Jedenfalls lag zunächst die Straße nach Dresden frei,