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der kaiserlichen Befehle. Die vom Kaiser zugegebene Huldigung
außer an Kaiser und Reich auch an Moritz, als ihren Schutzherrn,
wurde in einem Geheimvertrage zu einer Erbhuldigung unter
der Bedingung der Wahrung des evangelischen Glaubens und der
früheren Privilegien, Fernhaltung aller Pfaffen und katholischen
Gebräuche u. dgl. m. Am 6. November ward Herzog Georg
unter feierlichem Geleit entlassen, am 8. fand nach der Ablohnung
der Abzug des 2000 Jußknechte und 130 Reiter betragenden
Kriegsvolkes mit Wehr und Waffen, aber ohne Spiel und mit
zusammengeschlagenen Fahnen statt: Moritz war Herr der Stadt
geworden, im wesentlichen doch durch eigene Klugheit, und eigent-
lich wider die Absichten des Kaisers, der ihm auch noch die Mittel
dazu hatte an die Hand geben müssen.
Noch während mit den Magdeburgern Anfang Oktober zu
Wittenberg verhandelt wurde, waren die gegen den Kaiser unter
sich einverstandenen norddeutschen Fürsten auf Schloß Lochau bei
Torgau zusammengekommen. Es handelte sich, das Fazit aus
einem schon am 25. Mai des Jahres zu Torgau vereinbarten
Beginnen zu ziehen. Das infolge der italienischen Reibereien ge-
spannt gewordene Verhältnis zwischen Heinrich II. und dem Papst
Julius III. einerseits und dem Kaiser anderseits lud geradezu
zu einer Verständigung mit Frankreich ein, und dementsprechend
wurde am 25. Mai von den seit dem 22. Mai versammelten
Fürsten eine Gesandtschaft, bestehend aus dem vom Keaiser ge-
ächteten Friedrich von Reiffenberg, dem Rheingrafen Philipp und
Georg von Reckerod mit einer Instruktion zum Abschlusse eines
Verteidigungsbündnisses versehen, damit nicht das Unternehmen
des Kaisers zur Wahrheit werde, „die deutsche Nation von ihrer
alten Freiheit in eine ewige, viehische Servitut zu dringen“. König
Heinrich hatte zwar hierfür wenig Verständnis, sandte aber doch
im Augnust 1551 den Bischof von Bayonne, Jean de Fresse (Fraxi-
neus) nach Deutschland, um nähere Nachrichten einzuziehen. In
seiner Gegenwart nahmen die Lochauer Verhandlungen ihren An-
fang und selbstverständlich wollte der Franzose nicht nur ein
Defensiv-, sondern ein Offensiv-Bündnis; für dieses war Moritz
mit der Majorität, dagegen Hans von Küstrin, weil er sich