Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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wurde der Marsch durch die schwärmenden Kosaken beunruhigt, 
zu deren Zurückweisung Murat des öfteren die Reste der säch- 
sischen Kavallerie in Anspruch nahm. Noch am 18. Okt. hatten 
die Sachsen bei Tarutino eine ernstere Begegnung mit dem Feinde, 
die wiederum 60 Mann kostete. Die Schlacht von Malo Jaroslawetz 
am 24. Okt. zwang Napoleon, auf die in jeder Beziehung ver- 
ödete Straße, die man herwärts gezogen war, zurückzukehren. 
Die Brigade Thielmann zählte nun noch 74 Pferde, von der 
sie 22 Pferde zum Fortbringen der einzigen noch geretteten 
Batterie abgeben mußte; auch diese ging dann spurlos verloren. 
Von Smolensk schrieb Thielmann am 9. November an den König, 
daß die 4. Kavallerbrigade, die anfänglich 6500 Mann gezählt 
habe, nur noch aus etwa 50 Pferden bestehe. Anfangs war die 
Witterung selbst in den Nächten milde gewesen; aber am 4. Nov. 
meldete sich der Winter mit leichtem Schneefall; die Nacht vom 
6. zum 7. Nov. brachte den ersten empfindlichen Frost verbunden 
mit einem Schuneesturm bei eisigem Nordwinde. Die Kälte stieg 
dann bis zum 16. Nov. auf 17 Grad, nahm dann aber wieder 
etwas ab, sonst würde sie allein den Rest des napoleonischen Heeres 
vernichtet haben. Anfang Dezember wurde sie dann wieder ärger, 
und damit war das Schicksal von Tausenden besiegelt. 
Alle bisherigen Schrecken wurden aber in den Schatten gestellt 
durch den Übergang über die Beresina, an der die Sachsen am 
26. Nov. bei Studianka Biwak bezogen. In Minsk hatte man 
sich mit dem Korps des Marschall Victor vereinigt, bei dem das 
Reiterregiment Prinz Johann und die Junfanterieregimenter von 
Rechten und von Low sich befanden. Jenes wurde bis auf 
fünf Mann, die sich über die Beresina gerettet hatten, von den 
Russen gefangen genommen. Am 27. Nov. hatte der lbergang 
über den Fluß unter dem Kugelregen der Russen begonnen; erst 
am 28. Nov. kamen die Sachsen so weit, nachdem sie sechs bis 
sieben Stunden in mörderischem Gedränge und von den Russen 
beschossen, ausgeharrt hatten, ohne vor= oder rückwärts zu kön- 
nen. Mehrere Offiziere versuchten auf ihren Pferden den tiesen 
Fluß zu durchschwimmen, was auch einigen gelang, während 
andere in den Fluten ihr Grab fanden. Nachdem man am anderen
	        
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