Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Friedrich Wilhelm III. hatte sich am 22. Jan. in Begleitung 
des französischen Gesandten St. Marsan nach Breslau begeben 
und am 3. Febr. noch immer unter der Maske, als handle er 
als Bundesgenosse Frankreichs, den Aufruf zur Bildung frei- 
williger Jägerbataillone erlassen, der auch den jungen Theodor 
Körner aus Wien von der Seite einer geliebten Braut in die 
Reihen des Lützowschen Freikorps führte. Nach dem Abschlusse 
des Bündnisses von Kalisch erfolgte am 16. März die Kriegs- 
erklärung Preußens an Frankreich. Diese Wochen der gegnerischen 
Vorbereitungen zum Kampfe hatte Napoleon auch seinerseits zur 
Entfaltung einer fieberhaften Tätigkeit benutzt, wobei er mit 
großem Geschick die bekannte Konvention des preußischen Generals 
von York zu Tauroggen am 30. Dez. 1812 zur Aufstachelung 
des französischen Nationalgefühls zu benutzen wußte. Gleich nach 
seiner Ankunft in Paris hatte er den General Granier aus Italien 
mit altgedienten Truppen nach Sachsen beordert; schon am 9. Jan. 
1813 marschierte ein großer Teil dieser 35000 Mann durch Leipzig 
nach Wittenberg, das ja noch immer Festung war. Auch Torgan 
sollte nun sobald als möglich in verteidigungsfähigen Zustand 
gesetzt werden. Am 24. Febr. wurde, zunächst provisorisch, dem 
Generalleutnant Frhr. von Thielmann das Kommando anber- 
traut, mit der Weisung, daß, wenn Reynier dort einträfe oder 
einen anderen Kommandeur dorthin sende, diesem der wichtige 
Elbpaß zu übergeben sei. Weiterhin verlangte der Kaiser, wie 
von den anderen Rheinbundfürsten auch, vom Könige, daß er 
sein Kontingent wieder auf den Sollstand bringe. Dementsprechend 
wurden die nötigen Aushebungen vorgenommen im unmittelbarsten 
Gegensatz zum allgemeinen Empfinden. 
Denn die Kreise, in denen man es noch unbedingt mit Na- 
poleon hielt, waren nunmehr doch recht klein geworden. Man 
merkte auch französischerseits recht wohl den Umschwung und terrori- 
sierte die Presse mehr als je zuvor. Dem Könige freilich blieben 
bei seinem abgeschiedenen Leben solche Dinge völlig unbekannt. 
Die gewaltige Niederlage in Rußland schob er mit Napolceon 
lediglich auf die Feindseligkeit der Elemente und glaubte nach 
wie vor an den Stern seines erhabenen Protektors. Freilich
	        
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