Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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der ihm ganz korrekterweise die Erwartung aussprach, daß er 
sich streng nach den erhaltenen Befehlen richten werde. In der 
sich anschließenden Konferenz der Immediatkommission bekam 
Thielmann ähnliches zu hören. Dann wohnte er mit dem Kaiser 
Alexander zu immer noch früher Stunde einer glänzenden Parade 
der russischen Gardekavallerie mit bei, die ihm außerordentlich 
imponierte, und hatte sodann bei dem Zaren eine zweistündige 
Audienz, der gegen Schluß auch König Friedrich Wilhelm mit 
anwohnte; man verlangte von Thielmann unter jeder Bedingung, 
die er als die beste für seinen Herrn ansähe, und ohne daß 
Torgau von den russischen oder preußischen Truppen je be— 
treten werden sollte, eine bündige Erklärung, daß er bestimmt 
für Rußland und Preußen und gegen Frankreich handeln werde. 
Thielmann hatte aber, offenbar beeinflußt durch die voran- 
gegangene Verhandlung mit der Immediatkommission, nicht die 
dem großen historischen Augenblicke entsprechende Entschließungs- 
fähigkeit. Er versteckte sich ausweichend hinter den Willen und 
den Befehl seines Herrschers. Nach einer einstündigen Pause fand 
eine Konferenz mit Stein und dem Obersten von Boyen statt. 
Stein hatte Boyen einen Vertrag diktiert, den abzuschließen 
Thielmann schon erst recht keine Möglichkeit sah. Er ge- 
währte Sachsen die Erhaltung der Dynastie und des Gebiets- 
standes einschließlich des Kottbuser Kreises, verlangte aber dafür 
die Stellung von 12000 Mann Hilfstruppen, 20000 Mann Re- 
serve und Landwehr, einen Kriegsbeitrag von monatlich 300000 
Talern, endlich Offnung der Festung Torgau für die durch- 
ziehenden verbündeten Truppen, ohne daß diese jedoch die Festung 
besetzen durften. Als Stein diese Vorschläge Thielmann mit- 
geteilt hatte, fügte er hinzu: „Nun, Sie werden sich doch wohl nicht 
bedenken, und sich mit uns verbinden.“ Darauf habe, wie der 
Biograph des Freiherrn von Stein berichtet, Thielmann geant- 
wortet: „Ich bin kein General York!“, worauf Stein sich um- 
gedreht und mit den Worten das Gespräch abgebrochen habe: 
„Mit dem ist nichts anzufangen!“ Wenn auch die Authentizität 
dieser Außerungen angezweifelt worden ist: Situation und Persön- 
lichkeit spiegeln sich in diesem Gespräche ausgezeichnet wider. Schließ-
	        
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