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lich kam man über das magere Resultat überein, daß der Oberst
Carlowitz mit einer Art Ultimatum nach Prag zum Könige ent—
sandt werden sollte; wir wissen, welche wenig befriedigende Antwort
er zurückbrachte. Nach dieser Konferenz hatte Thielmann noch
eine Audienz bei dem König von Preußen, und kehrte noch am
25. April nach Torgau zurück.
Hinterher mag es ihm zu Bewußtsein gekommen sein, daß
die soeben gespielte Rolle niemand imponiert haben konnte. So
reifte in ihm der Entschluß, doch irgend etwas zu tun, wozu
freilich die am 27. April von Langenau eintreffende Weisung
schlecht paßte, die ihm nochmals die früheren Befehle wegen streng-
ster Einhaltung der Neutralität einschärfte. Gerade diesen Tag,
seinen 49. Geburtstag, hatte Thielmann zu einer Aktion größeren
Stiles ausersehen. Er gedachte die Truppen, namentlich zunächst
die Offiziere, mit sich zu einer Erklärung für die Verbündeten
fortzureißen, so daß dann dem Könige nicht viel anderes übrig
geblieben wäre, als dem Beispiele der Armee zu folgen. Nur
fehlten für ein solches Impromptu nach Wallensteinscher Art die
nötigen Vorbereitungen; vor allem war er sich seiner nächsten
Untergebenen, der Generalmajore von Steindel und Sahrer von
Sahr nicht sicher. Letzterer erschien am Morgen des genannten
Tages zur Uberbringung seiner Glückwünsche bei Thielmann, sprach
aber zugleich die Bitte aus, er möge das heutige Fest nicht
dazu benutzen, um auf die Offiziere in einem den Befehlen des
Königs entgegengesetzten Sinne einzuwirken. Thielmann ant-
wortete: „Ich begreife nicht, wie Sie dazu kommen, mir das
zu sagen; ich werde tun, was mir gut dünkt.“ Darauf erklärte
ihm Sahr, er würde sich allen in der erwähnten Richtung unter-
nommenen Schritten widersetzen, und hierauf erwiderte Thiel-
mann: „Und ich werde Mittel finden, Sie unschädlich zu machen,
und sollte ich Sie in Ketten und Banden legen lassen!“ Trotz
dieser erregten Unterhaltung erschien Sahrer von Sahr auf dem
Festessen, welches die Offiziere zu Ehren des Generals ver-
anstaltet hatten; es nahmen daran die Generäle, Stabsoffiziere
und Adjutanten und von jedem Bataillone der älteste Offizier
ieder Charge teil, außerdem mit Thielmanns Gattin einige Damen.