Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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und die Weisung hinzufügen lassen, daß sich die Sachsen dem 
7. Armeekorps unter Neys Führung anzuschließen hätten. Thiel- 
mann aber sandte einen Boten an Napoleon, der diesen freilich 
nicht erreichte, da er von den Kosaken aufgefangen wurde, mit 
der Versicherung, daß er sich eher unter den Trümmern der 
Festung begraben, als dem Befehle des Königs entgegen irgend 
jemand in die Festung einlassen werde. Am selben 6. Mai 
erhielt er von Reynier einen Brief, daß er am nächsten Tage 
mit 300000 Mann an der Elbe sein werde. Auch ihm ant- 
wortete Thielmann in gleichem Sinne. Reynier hatte dann noch 
eine resultatlose Zusammenkunft mit dem Gouverneur auf den 
Süptitzer Höhen in der Nähe von Torgau. Gleichermaßen wurde 
der südlich von Torgau bei Schilda stehende Ney abschlägig be- 
schieden. Soviel war dadurch wenigstens erreicht worden, daß 
Neys Vorstoß auf Berlin verzögert wurde und der Marschall erst 
bei Wittenberg das andere Ufer der Elbe gewinnen konnte. Da 
die Verbündeten auf ihrem Rückzuge durch Dresden hinter sich 
die Floßbrücken verbrannt hatten, die Augustusbrücke aber noch 
nicht wieder hergestellt war, so mußten die Franzosen durch Feuer- 
leitern auf letzterer eine Verbindung herstellen, die natürlich nur ein 
Passieren in kleiner Zahl möglich machte. Außerdem ließ Napoleon 
Truppen teils auf Kähnen an angriffsfreien Stellen übersetzen, 
teils bei Ubigau den Versuch, eine Floßbrücke zu schlagen, machen. 
Da dieser aber auf Schwierigkeiten stieß, befahl er die notdürftige 
Ausbesserung der Augustusbrücke durch Fachwerk, so daß dann 
am 11. Mai der Übergang der ganzen Armee erfolgen konnte. 
Schon am 8. Mai hatte er die Immediatkommission zu sich be- 
fohlen. Er verlangte vor allem, daß die Kommission Thielmann 
den Befehl zur Offnung der Festung zugehen lasse und drohte, 
das Land als ein feindliches zu behandeln, wenn etwa vor Torgau 
französisches Blut fließen sollte. Die Kommission suchte zwar 
den Auftrag als nicht zu ihrer Kompetenz gehörig abzulehnen, 
da aber Napoleon das nicht gelten ließ, wurde Friesen mit den 
nötigen Weisungen nach Torgau entsendet. 
Thielmann war in seiner abweisenden Haltung zu seiner 
Freude noch bestärkt wurden durch eine königliche Order vom
	        
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