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und die Weisung hinzufügen lassen, daß sich die Sachsen dem
7. Armeekorps unter Neys Führung anzuschließen hätten. Thiel-
mann aber sandte einen Boten an Napoleon, der diesen freilich
nicht erreichte, da er von den Kosaken aufgefangen wurde, mit
der Versicherung, daß er sich eher unter den Trümmern der
Festung begraben, als dem Befehle des Königs entgegen irgend
jemand in die Festung einlassen werde. Am selben 6. Mai
erhielt er von Reynier einen Brief, daß er am nächsten Tage
mit 300000 Mann an der Elbe sein werde. Auch ihm ant-
wortete Thielmann in gleichem Sinne. Reynier hatte dann noch
eine resultatlose Zusammenkunft mit dem Gouverneur auf den
Süptitzer Höhen in der Nähe von Torgau. Gleichermaßen wurde
der südlich von Torgau bei Schilda stehende Ney abschlägig be-
schieden. Soviel war dadurch wenigstens erreicht worden, daß
Neys Vorstoß auf Berlin verzögert wurde und der Marschall erst
bei Wittenberg das andere Ufer der Elbe gewinnen konnte. Da
die Verbündeten auf ihrem Rückzuge durch Dresden hinter sich
die Floßbrücken verbrannt hatten, die Augustusbrücke aber noch
nicht wieder hergestellt war, so mußten die Franzosen durch Feuer-
leitern auf letzterer eine Verbindung herstellen, die natürlich nur ein
Passieren in kleiner Zahl möglich machte. Außerdem ließ Napoleon
Truppen teils auf Kähnen an angriffsfreien Stellen übersetzen,
teils bei Ubigau den Versuch, eine Floßbrücke zu schlagen, machen.
Da dieser aber auf Schwierigkeiten stieß, befahl er die notdürftige
Ausbesserung der Augustusbrücke durch Fachwerk, so daß dann
am 11. Mai der Übergang der ganzen Armee erfolgen konnte.
Schon am 8. Mai hatte er die Immediatkommission zu sich be-
fohlen. Er verlangte vor allem, daß die Kommission Thielmann
den Befehl zur Offnung der Festung zugehen lasse und drohte,
das Land als ein feindliches zu behandeln, wenn etwa vor Torgau
französisches Blut fließen sollte. Die Kommission suchte zwar
den Auftrag als nicht zu ihrer Kompetenz gehörig abzulehnen,
da aber Napoleon das nicht gelten ließ, wurde Friesen mit den
nötigen Weisungen nach Torgau entsendet.
Thielmann war in seiner abweisenden Haltung zu seiner
Freude noch bestärkt wurden durch eine königliche Order vom