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seinem Sterbelager weilte, verließ den Sterbenden mit tränen-
überströmtem Gesicht und den Worten: „Auf Wiedersehen in einer
besseren Welt!“
Die Verluste Napoleons in der Bautzener Schlacht waren
ungeheuer: 25000 Mann hatte er eingebüßt, 18000 Verwundete
wurden in den nächsten Tagen nach Dresden eingebracht. Nur
die schwer Blessierten fanden Unterkunft in der nach den Um-
ständen noch am wenigsten heimgesuchten Stadt; andere mußten
den kummervollen Weg weiterziehen, um entweder an der Straße
in völliger Erschöpfung zu sterben, oder in einem der Hospitäler
der weiteren Umgebung eine ungern gegönnte Unterkunft zu finden.
Noch lagen um diese Zeit die Lazarette Leipzigs voll von den
armen Opfern der Schlacht von Großgörschen; sie kosteten dem
Leipziger Kreise täglich 13000 Taler. Vor allem waren die
Sachsen auf 4000 Mann zusammengeschmolzen.
Diese Verluste ließen es Napoleon äußerst willkommen er-
scheinen, als ihm ein Waffenstillstand angeboten wurde; er rati-
fizierte ihn in dem Dorfe Poischwitz zwischen Liegnitz und Jauer
am 4. Juni. Nach dessen Bedingungen sollte zunächst die linke
Elbseite den Franzosen freigegeben sein; weitere Bestimmungen
sicherten den Franzosen die von ihnen rechts der Elbe besetzten
Festungen. Alle Truppenbewegungen sollten so eingerichtet wer-
den, daß jede Armee am 12. Juni hinter der ihm gebührenden
Linie stehen konnte, was von den Franzosen so ausgelegt wurde,
daß verbündete Truppen, die nach dem 12. Juni noch am linken
Elbufer angetroffen würden, als feindliche behandelt werden dürften.
Diese Bedingung zielte vor allem auf die Lützower, die
ohne offizielle Kunde von dem abgeschlossenen Waffenstillstande
noch im Elster= und Pleißentale herumzogen, aber am 14. Inni
von dem Kriegsminister von Gersdorff amtlich in Plauen von
dem Waffenstillstand Kunde erhielten. Gleichzeitig sandte ihnen.
Gersdorff einen sächsischen Generalsstabsoffizier, um sie auf dem
kürzesten Wege hinter die Demarkationslinie zu leiten. Ander-
seits hatte aber auch Napoleon ihnen fliegende Korps nachgesandt,
die diese verhaßten Vertreter deutschen Nationalbewußtseins zur
Strecke bringen sollten. Auf Befehl des Marschalls Arrighi,