Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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er auch den Königstein ganz in seine Gewalt bekommen, aber 
da stieß er doch auf solchen Widerstand, daß er sich damit be— 
gnügte, der sächsischen Besatzung ein Bataillon Franzosen hin— 
zuzufügen, immerhin genug, um gegebenenfalls über die Festung 
disponieren zu können. Von der Ebenheit am Lilienstein wurde 
eine Heerstraße nach Hohnstein vom Kaiser gebaut; bei Hohnstein 
aber legte er zu deren Sicherung die noch heute gezeigte Napoleons- 
schanze an. Außerdem aber kümmerte sich der Kaiser auch um 
die festen Plätze unterhalb Dresden, inspizierte die Werke von 
Torgau, Wittenberg und Magdeburg und hielt Musterungen über 
die dort stehenden Truppen ab. Da die Sachsen durch die letzten 
Kämpfe viel Verluste gehabt hatten, so hatte er noch aus seinem 
Lager von Görlitz den Befehl gegeben, die sächsische Armee wieder 
auf 18344 Mann zu bringen und namentlich auf Reiterei Gewicht 
zu legen. 
Zweifellos war dies ein sehr schwer zu erfüllendes Verlangen. 
Denn dic öffentliche Stimmung war durchaus gegen die Waffen- 
gemeinschaft, und man suchte sich den Aushebungen mit allen 
Mittelun zu entziehen; vor allem aber mangelte es an Geld. Die 
Steuern gingen bei der allgemeinen Notlage sparsam und un- 
regelmäßig ein; Konkurse und Zwangsversteigerungen nahmen 
überhand. Früher waren die Kassenscheine überall für voll an- 
genommen worden. Jetzt, nachdem man schon im März 1812 
eine fünfte Million davon ausgegeben hatte, sank der Wert eines 
Talerscheines auf 13 Groschen. Um den dringendsten Bedürfnissen 
abzuhelfen, vermittelte der Geh. Kammerrat Frege in Amsterdam 
eine Anleihe von 1400000 Gulden holländisch gegen Verpfän- 
dung der königlichen Juwelen. Bei alledem fuhren der König 
und seine Umgebung fort, fest an Napoleons Stern, seinen Sieg 
und damit an den endgültigen Frieden zu glauben; durch den 
Rat Breuer wurde eine Denkschrift aufgesetzt über die Frage, 
was Sachsen bei diesem Friedensschlusse zu beanspruchen haben 
würde. Als Entschädigung für die Kriegslasten erschien Erfurt 
und der Saalkreis passend; aber seine Stellung als Rheinbund- 
staat verlangte auch eine entsprechende Vergrößerung, wie sie 
Bayern von Napoleon erhalten hatte; das Großherzogtum Würz-
	        
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