Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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burg oder ein Stück vom Königreich Westfalen sollte diesen 
Wünschen entsprechen. Obwohl diese Gebietsvergrößerung als Er- 
satz hingestellt wurde für das doch wahrscheinlich aufzugebende 
Polen, so bezeichnete eine am 11. Aug. durch Gersdorff an 
Napoleon mitgeteilte Note es doch als wünschenswert, durch Ab- 
trennung eines Teiles von Schlesien die Verbindung Polens mit 
Sachsen herzustellen. 
Diese Forderungen wurden von König Friedrich August auf- 
gestellt, ohne daß er eine Ahnung von der Gesamtlage hatte. 
Besonders die Tragweite der österreichischen Vermittlerrolle mußte 
ihm unklar bleiben, an der Metternich während des Krieges in 
Sachsen und in der Lausitz unermüdlich gearbeitet hatte. Graf 
Bubna, den Metternich unmittelbar vor der Schlacht bei Bautzen 
an Napoleon schickte, war von diesem mit Vorwürfen über- 
häuft worden wegen der Haltung Österreichs und hatte die Über- 
zeugung nach Wien mitgebracht, daß Napoleon Osterreich aufs 
höchste mißtraue, und daß diesem nur noch die Wahl zwischen 
einem vollständigen Bruch oder einem vollständigen Bündnis mit 
Frankreich übrig bleibe. Offenbar aber war nichts für Osterreich 
gefährlicher, als wenn sich nach einem siegreichen Kampfe die 
Verbündeten ohne Österreich mit Frankreich verständigten. Also 
stand für Osterreich eine glückliche Entscheidung nur an der Seite 
der Verbündeten zu hoffen. Jedenfalls meinte aber Metternich, 
namentlich mit Rücksicht auf seinen kaiserlichen Herrn, als Schwie- 
gervater Napoleons, noch ein Übriges tun zu müssen, indem er 
ein Mindestmaß von Forderungen zusammenstellte, mit dem er 
sich, übrigens einer Einladung Napoleons folgend, nach Dresden 
begab. Hier hatte er mit Napoleon am 26. Juni in dem Marco- 
linischen Palais eine Unterredung, die von ¼ 12 bis abends 
8⅛ Uhr ohne Unterbrechung dauerte und in ihrem völlig nega- 
tiven Resultate über die zukünftige Stellung Osterreichs mit 
zwingender Notwendigkeit entschied. Metternich stellte aber als 
Minimum folgende Forderungen auf: Auflösung des Herzog- 
tums Warschau, das ohne Frankreichs Einmischung unter die 
drei Mächte Osterreich, Preußen und Rußland zu teilen sei, eine 
weitere Vergrößerung Preußens durch Rückgabe von Danzig, Rück-
	        
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