Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 739 — 
schon erzählt, anfangs in Schlesien gegen Blücher operiert, den 
Hauptangriff der Verbündeten aber in der Lausitz erwartet. Dem 
Trachenberger Plane entsprechend beschlossen die in Böhmen ver- 
einigten Verbündeten durch eine größere Machtentfaltung im Rücken 
Napoleons diesem die Rückzugslinie abzuschneiden, indem man über 
das Gebirge auf Leipzig marschiere. Bei dem unglaublichen Zustande 
der Wege, die überdies nach Böhmen viel jäher abfallen als nach 
Sachsen zu, vollzog sich der Hinaufmarsch der in vier Kolonnen ge- 
teilten Armee nur unter den größten Schwierigkeiten. Sehr störend 
wirkte auch die Vielheit der Köpfe und Sinne. Neben Schwarzen- 
berg und seinem tüchtigen, aber sehr bescheidenen Generalstabschef 
Radetzky machte sich sein Generaladjutant, der uns bekannte Lan- 
genau in nicht immer glücklicher Weise bemerklich; Schwarzen- 
berg selbst aber, mehr Hofmann als Soldat, wußte sich nicht 
immer, am wenigsten vor den nächst bevorstehenden Entscheidungen, 
von der dilettierenden Strategik des Zaren zu emanzipieren, der 
seinerseits wieder viel auf den aus Amerika herbeigerufenen früheren 
französischen Marschall Moreau hörte. Die russischen Generäle 
aber zeichneten sich übel durch Eigenmächtigkeit, Unwissenheit und 
Arroganz aus. 
Am 22. Aug. erreichten die verbündeten Armeen den Kamm 
des Erzgebirges. Zunächst der Elbe, auf der Straße von Teplitz 
nach Dresden, marschierte Wittgenstein; ihm zunächst das preußische 
Korps Kleist in der Richtung auf Freiberg, dann in zwei Ko- 
lonnen die OÖsterreicher unter dem Erbprinzen von Hessen-Homburg 
und dem Grafen Gyulai auf zwei Straßen, die sich in Marien- 
berg vereinigten. Ein großer Übelstand für die von den ver- 
bündeten Truppen passierten sächsischen Gegenden war es, daß 
sich an sie eine Menge tschechisch-böhmischen Gesindels, Männer 
wie Weiber, angeschlossen hatte, das marodierend, stehlend und 
plündernd die Gegend unsicher machte. Da aber weder die Preußen 
noch die OÖsterreicher irgendwo des Feindes ansichtig wurden, wäh- 
rend Wittgenstein auf das 14. Korps des Generals St. Cyr bei 
Berggießhübel stieß, merkte man im verbündeten Lager, daß man 
einen Luftstoß zu machen im Begriff sei. Durch aufgefangene 
Depeschen erfuhr man dann auch, daß der Kaiser sich überhaupt 
47*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.