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Abmachung einer zweiten Zusammenkunft in Passau am 26. Mai
auseinander.
Während Albrecht Alcibiades, die Verhandlungen mißbilligend,
seine eigenen Wege gegen Franken gezogen war, waren Landgraf
Wilhelm und die anderen Bundesfürsten auf den Bericht von den
Linzer Verhandlungen gern erbötig, für die Zeit der Passauer
Verhandlungen einen dreiwöchigen Waffenstillstand zu gewähren.
Zunächst aber brach man am 12. Mai nach Füssen auf, um von
dort aus die bei Reutte, auf Tiroler Gebiet, also auf dem Gebiete
Ferdinands, sich sammelnden kaiserlichen Knechte auseinander-
zutreiben. Am 18. Mai am Ziele angelangt, trieb man den
JFeind auf die sog. Ehrenberger Klause zurück. In der Nacht
zum 19. Mai gelang es einem Teile der verbündeten Truppen
durch Umgehung den kaiserlichen Knechten in den Rücken zu
kommen. Darauf erfolgte in der Morgenfrühe des 19. Mai unter
Moritzens Leitung der Sturm. Die nunmehr von zwei Seiten
angegriffenen dreizehn Fähnlein gaben den unnütz gewordenen
Widerstand auf; vieren gelang es, sich durch die Flucht zu retten,
neun kapitulierten und wurden gegen gewisse eidliche Versiche-
rungen entlassen. Nach einer oft erzählten Überlieferung habe
eine Meuterei der den sog. Sturmsold fordernden Soldaten das
Leben Moritzens in Gefahr gebracht und auch die sonst sichere
Überrumpelung und Gefangennahme des zu Innsbruck wei-
lenden Kaisers vereitelt. Die in sehr fröhlichem Tone gehaltenen
Berichte des Kurfürsten erwähnen davon gar nichts; auch blieb
man nicht nur am 19. Mai, sondern auch noch die beiden folgen-
den Tage in Reutte. So plötzlich und unerwartet hätte man
bei der Natur des ganzen Geländes auch gar nicht nach Innsbruck
kommen können.
Kaiser Karl hatte sich noch am 19. Mai in Sicherheit ge-
bracht. Durch gebirgs= und wegkundige Leute ist er schon nach-
mittags um 3 Uhr von der früh gegen 5 Uhr stattgehabten Er-
stürmung der Klause unterrichtet worden. Am selben Tage, gegen
9 Uhr abends, zogen der Kaiser und sein Bruder, begleitet von
dem Kurfürsten Johann Friedrich, der aber seit 6 Uhr nach-
mittags ein freier Mann war, nur vorderhand noch im Gefolge