Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Güldengossa haltenden Monarchen sich in fluchtähnlicher Ge— 
schwindigkeit hatten zurückziehen müssen. 
Als Napoleon, der von der Höhe des sogenannten Galgen= 
bergs bei Liebertwolkwitz die Schlacht leitete, die Überzeugung 
gewonnen hatte, daß das Zentrum der Verbündeten sich nicht mehr 
halten könne und die Nachricht kam, daß der österreichische General 
Merveldt mit seiner Kolonne in den Kämpfen bei Connewitz 
gefangen genommen worden war, da rief er frohlockend seinem 
General Daru zu: „Noch dreht sich die Welt um uns!“ und sandte 
Siegesbotschaft an den König Friedrich August mit dem Be- 
fehle, daß man in der Stadt Viktoria mit allen Glocken läuten 
solle; auch sollte die Bürgergarde und der Rest des Leibgrenadier- 
regiments, der in der Stadt verblieben war, in Parade vor der 
Wohnung des Königs aufziehen. Dieser hatte sich gegen Mittag 
mit Gemahlin und Tochter auf den Turm der Sternwarte auf 
der Pleißenburg begeben, um dem Gange der Schlacht zuzusehen, 
als gegen 2 Uhr der Sieg gemeldet wurde. Er begab sich darauf 
mit Familie und Gefolge in die katholische Kapelle in der Pleißen- 
burg, um ein Tedeum mit anzuhören. 
Aber abgesehen von dem mißlungenen Durchbruch nach Süden 
hatte Napoleon am selben 16. eine wirkliche und sehr empfindliche 
Schlappe im Norden der Stadt erlitten. Gegen Mittag war Blücher 
mit der schlesischen Armee heranmarschiert und hatte Marmont 
aus seinen Stellungen bei Breitenfeld zurückgeworfen. Die Frau- 
zosen setzten sich hierauf in Möckern fest und um diesen Ort ent- 
spann sich einer der blutigsten Kämpfe in diesem gewaltigen Ringen; 
schließlich sah sich aber doch Marmont mit Verlust der Hälfte seines 
Geschützes am Abend auf Gohlis zurückgeworfen. Auch im Westen 
der Stadt war, jedoch ohne Entscheidung, zwischen dem Oster- 
reicher Gyulai und dem Marschall Bertrand um Lindenau ge- 
kämpft worden. 
Den 17. Okt., einen Sonntag, an dem die beiderseitige Er- 
schöpfung Waffenruhe gebot, benutzte Napoleon, um durch den 
gefangenen General Merveldt mit seinem Schwiegervater, dem 
Kaiser von Österreich Unterhandlungen anzuknüpfen. Da am 
Nachmittage die Vorhut der Nordarmee endlich auf dem Plane
	        
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