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Güldengossa haltenden Monarchen sich in fluchtähnlicher Ge—
schwindigkeit hatten zurückziehen müssen.
Als Napoleon, der von der Höhe des sogenannten Galgen=
bergs bei Liebertwolkwitz die Schlacht leitete, die Überzeugung
gewonnen hatte, daß das Zentrum der Verbündeten sich nicht mehr
halten könne und die Nachricht kam, daß der österreichische General
Merveldt mit seiner Kolonne in den Kämpfen bei Connewitz
gefangen genommen worden war, da rief er frohlockend seinem
General Daru zu: „Noch dreht sich die Welt um uns!“ und sandte
Siegesbotschaft an den König Friedrich August mit dem Be-
fehle, daß man in der Stadt Viktoria mit allen Glocken läuten
solle; auch sollte die Bürgergarde und der Rest des Leibgrenadier-
regiments, der in der Stadt verblieben war, in Parade vor der
Wohnung des Königs aufziehen. Dieser hatte sich gegen Mittag
mit Gemahlin und Tochter auf den Turm der Sternwarte auf
der Pleißenburg begeben, um dem Gange der Schlacht zuzusehen,
als gegen 2 Uhr der Sieg gemeldet wurde. Er begab sich darauf
mit Familie und Gefolge in die katholische Kapelle in der Pleißen-
burg, um ein Tedeum mit anzuhören.
Aber abgesehen von dem mißlungenen Durchbruch nach Süden
hatte Napoleon am selben 16. eine wirkliche und sehr empfindliche
Schlappe im Norden der Stadt erlitten. Gegen Mittag war Blücher
mit der schlesischen Armee heranmarschiert und hatte Marmont
aus seinen Stellungen bei Breitenfeld zurückgeworfen. Die Frau-
zosen setzten sich hierauf in Möckern fest und um diesen Ort ent-
spann sich einer der blutigsten Kämpfe in diesem gewaltigen Ringen;
schließlich sah sich aber doch Marmont mit Verlust der Hälfte seines
Geschützes am Abend auf Gohlis zurückgeworfen. Auch im Westen
der Stadt war, jedoch ohne Entscheidung, zwischen dem Oster-
reicher Gyulai und dem Marschall Bertrand um Lindenau ge-
kämpft worden.
Den 17. Okt., einen Sonntag, an dem die beiderseitige Er-
schöpfung Waffenruhe gebot, benutzte Napoleon, um durch den
gefangenen General Merveldt mit seinem Schwiegervater, dem
Kaiser von Österreich Unterhandlungen anzuknüpfen. Da am
Nachmittage die Vorhut der Nordarmee endlich auf dem Plane