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erschien, so konnte Naploeon der nunmehr vorhandenen Übermacht
der Feinde gegenüber kaum mehr auf Sieg hoffen und vermeinte
nun, vielleicht durch diplomatische Künste noch sein Schicksal bessern
zu können. Da dies nichts fruchtete, so mußte die Blutarbeit
am 18. Okt. wieder beginnen. Der Hauptkampf drehte sich im
Süden um Probstheida, während im Nordosten gegen Mittag
die Nordarmee an der Parthenlinie eingriff, die Russen aber
im Südosten unter Bennigsens Führung Holzhausen eroberten,
in dem Zwischenraum aber bei Schönefeld und Paunsdorf die
Russen und Preußen gegen Marmont, Ney und Reynier kämpften.
Auf diesem östlichen und südöstlichen Schauplatze entschied sich
auch das Schicksal der Sachsen. Sie waren am Morgen des
17. Okt. nach einem Nachtmarsche hinter Taucha und nach kurzer
Rast bis zu dem Vorwerke „Heiterer Blick“ bei Paunsdorf ge-
langt, wo sie auf französische Kavallerie trafen, die von dem
unermüdlichen Blücher in nächtlichem Gefecht aus Eutritzsch ver-
jagt worden war. Wenn auch der General von Zeschau diesem
wenig ermutigenden Anblicke gegenüber die Soldaten zu treuem
Aushalten bei der Sache ihres Königs ermahnte und ein freu-
diges Ja zur Antwort erhielt, so mußten doch er und seine Offi-
ziere sich sagen, daß nun die Dinge im höchsten Grade spruch-
reif wurden. Zeschau selbst machte seit der Schlacht von Dennewitz
und dem den Sachsen danach angetanen Schimpf aus seiner Ab-
neigung gegen die Franzosen gar kein Hehl mehr. Aber der Wille
seines Königs mußte ihm über das persönliche Empfinden gehen,
und König Friedrich August war jetzt gerade mehr als je in
dem Glauben an die Unbesiegbarkeit „seines großen Alliierten“
befangen. Somit kann es nicht wunder nehmen, daß ein höchst
taktvolles Anerbieten des Generals Reynier vom Könige abgelehnt
wurde. Dieser nämlich, das Widernatürliche in der Lage der
sächsischen Armee wohl empfindend, hatte schon am 16. Okt., also
vor dem Weitermarsch von Düben auf Leipzig, den sächsischen
Major von Schreibershofen an den König mit der Anfrage ge-
schickt, ob er vielleicht den Befehl erteilen wollte, daß die ihm
unterstellten sächsischen Truppen nach Torgau abmarschierten. Na-
poleon selbst verfügte dann in der Nacht vom 17. zum 18. Okt.