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folgen sollte. Als am 24. Juni Moritz Passau verließ, um den
im Lager gebliebenen Fürsten, Wilhelm von Hessen und Johann
Albrecht das bisher Erreichte zur Annahme zu unterbreiten, war
die Frage Philipps noch nicht entschieden, was den Landgrafen
Wilhelm zu bitteren Angriffen auf Moritz Veranlassung gab.
Dem Kaiser, der seine alte Energie mit dem Momente der
höchsten Gefahr wiedergewonnen hatte, war zunächst an einer mög-
lichsten Verschleppung der Passauer Verhandlungen gelegen, damit
er inzwischen seine Rüstungen betreiben könne. Namentlich war
es ihm unfaßbar, daß er späterhin, auch wenn er wieder stark
und völlig Herr geworden wäre, Ketzereien dulden solle. Da
wolle er lieber, wie er an seinen Bruder schrieb, als sich mit Ge-
wissensskrupeln beladen, Deutschland für immer verlassen.
Dieser Brief kam in Passau am 3. Juli an, kurz bevor Ferdi-
nand die seit 24. Juni nun wieder zusammentretende Versamm-
lung neu eröffnen wollte. Der König war so bestürzt über den
Brief des Bruders, daß er ihn nur in stark verdünntem Aus-
zuge zum besten gab und dann zu persönlichen Verhandlungen
mit dem Kaiser um Vertagung bat. Am 6. Juni jagte er mit
Eilpost nach Villach zum Bruder. Es bedurfte aber einer drei-
tägigen Verhandlung, ehe sich der Kaiser zur Annahme der welt-
lichen Punkte, u. a. der von ihm auf acht Tage nach der An-
nahme der Friedensbedingungen festgesetzten Freilassung Philipps
von Hessen, entschied. In Religionssachen dagegen sollte Ruhe
nur bis zum nächsten Reichstage herrschen. Spät am 13. Juli
kam Ferdinand nach Passau zurück, nahm am 14. Juli die
Verhandlungen wieder auf und brachte am 16. Juli die mit-
gebrachten Bedingungen zur Annahme, allerdings ohne daß Moritz
an den Verhandlungen teilnahm.
Moritz hatte nämlich unterdessen die Feindseligkeiten wieder
begonnen und eröffnete am 19. Juli auf das von keaiserlichen
Söldnern besetzte Frankfurt einen Angriff. Dieser wurde aber
am 20. Juli zurückgewiesen und hierbei erlitt der wackere
Herzog Georg von Mecklenburg die Todeswunde. Am 24. Juli
erschienen die von König Ferdinand entsandten Friedensunter-
händler. Wenig waren Moritz und seine Bündner über die ma-