Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 768 — 
hingab, ließ er den durch die Belagerung hart mitgenommenen 
Großen Garten nach seinem Geschmack wieder herstellen und zum 
Staunen aller, die dessen frühere Abgeschlossenheit gekannt und 
mit Erfurcht respektiert hatten, dem Publikum öffnen, wie er auch 
die königlichen Sammlungen dem Publikum weit zugänglicher als 
früher machte. Aus dem Erlös aber der bei den Befestigungs- 
werken gebrauchten Palissaden begann er den Bau der wunder- 
vollen Freitreppe, die zu der Brühlschen Terrasse emporführt. 
Ferner erweiterte er die Kunstakademie, vereinigte das Pagen- 
und Kadettenhaus zu einer Ritterakademie, verwandelte das Colle- 
gium medicochirurgicum, das bisher nur zur Ausbildung von 
Wundärzten bestimmt gewesen war, in eine medizinische Akademie. 
Auf den Domänen sorgte er für die Wiederaufnahme der gesamten 
Bewirtschaftung, kümmerte sich um die Merinoschäfereien und die 
Gestüte und gewährte aus staatlichen Mitteln notleidenden Fabri- 
kanten Vorschüsse. Gleicherweise sah sich die Bergakademie in 
Freiberg von ihm durch Erwerb der Wernerschen Mineralien= 
sammlung und Vergrößerung ihrer Bibliothek gefördert und die 
Forstakademie zu Tharandt in zweckentsprechender Weise ausge- 
staltet. Auch die Meißner Porzellanmanufaktur erfuhr seine Für- 
sorge. Alle diese Anordnungen wurden, auch eine bislang nicht 
gekannte Neuerung, im „Generalgouvernementsblatt“ dem Publi- 
kum bekannt gemacht. 
Die Überreste des noch in der napoleonischen Zeit aufgestellten 
Heeres beliefen sich auf höchstens 6000 Mann. Die Bevölkerung, 
die im Jahre 1812 noch 2049252 Seelen betragen hatte, hatte 
sich während des unheilvollen Kriegsjahres um 85000 vermindert. 
Trotzdem gelang es Repnin, die von ihm geplante Neuaufstellung 
noch während der ersten Monate des Jahres 1814 freilich ohne 
dauernde Wirkung fertig zu bekommen. Einem stehenden Heere 
zur Seite sollte ein freiwilliges Aufgebot, ein sogenanntes Banner, 
stehen, und dazu sich nach preußischem Muster eine Landwehr for- 
mieren. Das Banner war vor allem bestimmt, da sich dessen 
Teilnehmer selbst auszurüsten hatten, die bislang vom Kriegs- 
dienste befreite Jugend der besitzenden Klassen heranzusiehen; es 
sollte aber auch das Banner eine Vorschule für die Offiziere
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.