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hingab, ließ er den durch die Belagerung hart mitgenommenen
Großen Garten nach seinem Geschmack wieder herstellen und zum
Staunen aller, die dessen frühere Abgeschlossenheit gekannt und
mit Erfurcht respektiert hatten, dem Publikum öffnen, wie er auch
die königlichen Sammlungen dem Publikum weit zugänglicher als
früher machte. Aus dem Erlös aber der bei den Befestigungs-
werken gebrauchten Palissaden begann er den Bau der wunder-
vollen Freitreppe, die zu der Brühlschen Terrasse emporführt.
Ferner erweiterte er die Kunstakademie, vereinigte das Pagen-
und Kadettenhaus zu einer Ritterakademie, verwandelte das Colle-
gium medicochirurgicum, das bisher nur zur Ausbildung von
Wundärzten bestimmt gewesen war, in eine medizinische Akademie.
Auf den Domänen sorgte er für die Wiederaufnahme der gesamten
Bewirtschaftung, kümmerte sich um die Merinoschäfereien und die
Gestüte und gewährte aus staatlichen Mitteln notleidenden Fabri-
kanten Vorschüsse. Gleicherweise sah sich die Bergakademie in
Freiberg von ihm durch Erwerb der Wernerschen Mineralien=
sammlung und Vergrößerung ihrer Bibliothek gefördert und die
Forstakademie zu Tharandt in zweckentsprechender Weise ausge-
staltet. Auch die Meißner Porzellanmanufaktur erfuhr seine Für-
sorge. Alle diese Anordnungen wurden, auch eine bislang nicht
gekannte Neuerung, im „Generalgouvernementsblatt“ dem Publi-
kum bekannt gemacht.
Die Überreste des noch in der napoleonischen Zeit aufgestellten
Heeres beliefen sich auf höchstens 6000 Mann. Die Bevölkerung,
die im Jahre 1812 noch 2049252 Seelen betragen hatte, hatte
sich während des unheilvollen Kriegsjahres um 85000 vermindert.
Trotzdem gelang es Repnin, die von ihm geplante Neuaufstellung
noch während der ersten Monate des Jahres 1814 freilich ohne
dauernde Wirkung fertig zu bekommen. Einem stehenden Heere
zur Seite sollte ein freiwilliges Aufgebot, ein sogenanntes Banner,
stehen, und dazu sich nach preußischem Muster eine Landwehr for-
mieren. Das Banner war vor allem bestimmt, da sich dessen
Teilnehmer selbst auszurüsten hatten, die bislang vom Kriegs-
dienste befreite Jugend der besitzenden Klassen heranzusiehen; es
sollte aber auch das Banner eine Vorschule für die Offiziere